- Kommentare
- Antisemitismus
»No Other Land« in Berlin: Nicht der Film ist der Skandal
Julian Daum über den deutschen Anspruch der Deutungshoheit im Antisemitismusdiskurs, der Jüd*innen sogar gefährden kann
Auf jüdische Menschen, die auch dann nicht auf Linie mit der israelischen Regierung sind, wenn sie gerade keine Kriegsverbrechen begeht, hört man in Deutschland nicht gern. Gerade wenn es um Antisemitismus und dessen Bekämpfung geht. Der sogenannte Antisemitismusskandal der diesjährigen Berlinale jedenfalls, der von Politiker*innen wie Kai Wegner losgetreten wurde, führte nicht zum Schutz jüdischen Lebens: Der jüdisch-israelische Ko-Regisseur Yuval Abraham des Films »No Other Land« und seine Familie wurden danach im eigenen Haus von einem rechten Mob bedroht.
Das offizielle Berliner Stadtportal trug nun seinen eigenen Teil zur Bedrohungslage bei und behauptete, der Film habe »antisemitische Tendenzen.« In Kai Wegners Berlin weiß man eben genau, wer antisemitisch ist. Man weiß es besser als andere, besser als der jüdische Regisseur, dessen Großmutter im KZ geboren wurde und der mit Geschichten von Familienmitgliedern aufwuchs, die er nie kennenlernen konnte, weil sie während der Shoah ermordet wurden.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.