Dem Rüstungswahn verfallen

Protest gegen Pläne zur Raketenstationierung

Tomahawk-Landrakete der US-Armee: Waffen dieses Typs sollen zusammen mit Hyperschallraketen »Dark Dragon« ab 2026 in Deutschland stationiert werden. Friedensgruppen und Linke haben eine Kampagne dagegen gestartet.
Tomahawk-Landrakete der US-Armee: Waffen dieses Typs sollen zusammen mit Hyperschallraketen »Dark Dragon« ab 2026 in Deutschland stationiert werden. Friedensgruppen und Linke haben eine Kampagne dagegen gestartet.

Die Gefahr eines großen Krieges wächst beinahe täglich: Eben erst hat US-Präsident Biden Medienberichten zufolge der Ukraine den Einsatz von Mittelstreckenraketen auf Ziele in Russland erlaubt. Gleichzeitig werden Forderungen in Deutschland lauter, der Ukraine weitreichende Taurus-Raketen zu liefern. Und nun antwortet der russische Präsident mit einer neuen Doktrin für den Einsatz von Atomwaffen.

Das ist das sich verschärfende Umfeld, in dem die USA planen, in Deutschland neue Mittelstreckenraketen aufzustellen, die nach Osten gerichtet sind. Die Gruppe Die Linke im Bundestag hat diesem Thema einen Abend im Berliner Kino »Babylon« gewidmet, an dem – ergänzt durch Filme der legendären Dokumentarfilmer Walter Heynowski und Gerhard Scheumann über den Kampf gegen Atomraketen vor gut 40 Jahren – die brisante Lage diskutiert wurde.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Nach dem Bruch der Ampel-Regierung würden zwar alle möglichen Themen von den Tagesordnungen des Bundestagsplenums und der Ausschüsse abgesetzt, berichten Abgeordnete. Aber, so die Linke-Abgeordnete Gesine Lötzsch am Montagabend im »Babylon«, Rüstungsprojekte würden von Union, SPD, Grünen, FDP und AfD weiterhin beschlossen. Deshalb werde es »soziale Einschnitte geben, wenn wir uns nicht dagegen wehren«.

Union und FDP wollten die sogenannte Zeitenwende vertiefen und würden die ansonsten heilige Schuldenbremse allenfalls für Rüstungsausgaben aussetzen, meint die Linke-Vorsitzende Ines Schwerdtner. »Der Unterschied zu Grünen und SPD besteht nur darin, ob dafür mehr oder weniger im Sozialbereich gekürzt wird.« Die Europaabgeordnete Özlem Demirel bestätigte diese Erfahrung und urteilte über das EU-Parlament, dort seien »alle Fraktionen außer der Linksfraktion dem Rüstungswahn verfallen«.

Die angebliche Fähigkeitslücke des Westens, mit der die Raketenstationierung in Deutschland begründet wird, existiere nicht; tatsächlich sei die Nato gegenüber Russland militärisch mehrfach überlegen, erklärte der Friedensaktivist Lühr Henken. Da die für Deutschland geplanten US-Raketen »bis weit hinter den Ural fliegen könnten«, sind sie nach Henkens Ansicht eine »geostrategische Offensivwaffe«, die Russland in dauerhaften Alarmzustand versetze. Dagegen wehre sich Moskau mit atomarer Abschreckung.

Die Linke-Gruppe im Bundestag hat ebenso wie das BSW Anträge gegen die Raketenstationierung ins Parlament eingebracht. Diese werden aber wegen der vorgezogenen Wahl nicht mehr abschließend behandelt. Einstweilen sammelt die Friedensbewegung Unterschriften unter dem Berliner Appell »Gegen neue Mittelstreckenwaffen und für eine friedliche Welt«. Diesem Anliegen wird unter anderem ein Aktionstag am 7. Dezember gewidmet sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.