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US-Raketen: Falscher Heldenmut
Die US-Raketenentscheidung bringt den Menschen in der Ukraine nicht viel, meint Bernhard Clasen
Heldenmütig haben die Vereinigten Staaten zu Wochenbeginn dem Drängen der Ukraine nachgegeben und den Einsatz von Raketen großer Reichweite auf russisches Territorium erlaubt, wenn auch offiziell erstmal nur im Gebiet Kursk. Nun gibt es auch Berichte über den angeblichen Einsatz von britischen Storm-Shadow-Raketen auf russisches Territorium. Ein Kommandoposten soll dabei getroffen worden sein, behauptet die Ukraine. Heldenhaft fordern auch zahlreiche in Deutschland tätige Journalist*innen und Politiker*innen Taurus-Marschflugkörper und ein ultimatives Vorgehen gegen Russland. Jetzt nur keine Schwäche zeigen, ist die Devise.
Nur kurz darauf schlossen die Vereinigten Staaten ihre Botschaft in Kiew für den Publikumsverkehr. Aus Angst vor einem Vergeltungsangriff der Russen, der dann doch nicht wie erwartet kam. Andere Botschaften zogen nach.
Hatte man nicht im August die ukrainische Besatzung von russischen Gebieten um Kursk auch damit begründet, dass diese den Menschen in den ukrainischen Grenzgebieten mehr Ruhe verschaffen würde? Das Gegenteil ist der Fall: Noch nie ist das Grenzgebiet um Sumy so intensiv aus der Luft angegriffen worden wie in den letzten Wochen.
Aber was soll es? Von Washington, Paris, London und Berlin ist es einfach und bequem, mehr Härte zu fordern. Ausbaden müssen dieses Heldentum in den westlichen Hauptstädten die Menschen vor Ort in der Ukraine, die keine so sicheren Bunker haben wie die Mitarbeiter*innen der Botschaften.
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