Abschieben für mehr Pflegenotstand

Jana Frielinghaus über kafkaeske Folgen deutscher Asylpolitik

Kollegen und Angehörige der Heimbewohner haben eine Petition gegen die drohende Abschiebung der kolumbianischen Mitarbeiter des »Hauses Wilstedt« gestartet.
Kollegen und Angehörige der Heimbewohner haben eine Petition gegen die drohende Abschiebung der kolumbianischen Mitarbeiter des »Hauses Wilstedt« gestartet.

Schon länger verfahren etliche Ausländerbehörden nach der Devise »Rauswurf um jeden Preis«. Durch die von Noch-Kanzler Scholz und der Ampel-Koalition verkündete und vorangetriebene Abschiebeoffensive fühlen sie sich in ihrem Tun noch angespornt – mit dramatischen wie absurden Folgen, wie sie derzeit im niedersächsischen Wilstedt zu befürchten sind. Gleich ein Viertel der Belegschaft eines Pflegeheims ist von Abschiebung bedroht. Der Einrichtung droht das Aus, 48 Demenzkranke würden ihr Zuhause verlieren. Und zugleich fliegen deutsche Minister um die Welt, um Fachkräfte anzuwerben. Grotesker geht es kaum.

Der konkrete Fall zeigt: Deutsche Asylpolitik zerstört nicht nur Existenzen, sondern schadet zugleich gerade kleineren Firmen, die schon länger Geflüchtete gern ausbilden und beschäftigen, auch, wenn diese keinen sicheren Aufenthaltsstatus haben. Immer wieder werden Leute rausgeworfen, die Geld verdienen, also nicht mal die viel beschworene »Belastung« für den Steuerzahler sind. Hauptsache die Abschiebequote stimmt – die die Wählerschaft am rechten Rand dennoch nie zufriedenstellen wird.

Zugleich ließe sich kostatieren, dass Menschen gegen diese Politik eher aktiv werden, wenn sie ihnen selbst schadet: weil der eigene Job bedroht oder die Oma nicht mehr vor Ort versorgt ist. Andererseits legen sich immer wieder Jugendliche für von Abschiebung bedrohte Mitschüler ins Zeug, oft mit Erfolg. Schlimm nur, dass solcher Einsatz für ein Quantum Menschlichkeit nötig ist, das gerade in Deutschland selbstverständlich sein müsste.

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