Ausweisung von Journalisten: Undurchsichtige Wahrheitssuche

Daniel Säwert zur deutsch-russischen Ausweisung von Journalisten

Die ARD muss in Moskau zukünftig auf zwei Mitarbeiter verzichten
Die ARD muss in Moskau zukünftig auf zwei Mitarbeiter verzichten

In seinem vielleicht letzten Beitrag aus Berlin holt Iwan Blagoj noch einmal richtig aus. Minutenlang berichtet der Korrespondent des russischen Staatssenders Perwy Kanal über seine bevorstehende Ausweisung aus Deutschland. Und darüber, dass er nur die unangenehme Wahrheit berichtet hat, die in Deutschland niemand hören wolle.

Damit ist nun Schluss, der Perwy Kanal stelle eine »Bedrohung für die Sicherheit« dar, zitiert Blagoj sein Ausweisungsschreiben. Außerdem würde man Russischsprachige aufwiegeln und Nährboden für Rechte sein. So durchschaubar die Vorwürfe sind, so erwartbar war die Reaktion aus Moskau. Als »Vergeltungsmaßnahme« verlieren zwei Mitarbeiter des ARD-Studios in der russischen Hauptstadt ihre Akkreditierung, wie Außenamtsspecherin Maria Sacharowa mitteilt. Getreu dem Motto »Auge um Auge, Zahn um Zahn«. Die deutsche Russland-Berichterstattung, ohnehin seit Jahren in einer tiefen Krise und massiv von Vorurteilen geprägt, wird damit immer unzureichender.

Während sich beide Seiten mit Anschuldigungen überziehen und die Opferrolle für sich beanspruchen, muss man eine der wichtigsten Fragen der russischen Kultur stellen: Wer hat Schuld? Man mag dem sonst sehr ausweisungsfreudigen Auswärtigen Amt die Beteuerung glauben, nichts mit der Angelegenheit zu tun zu haben.

Im Moment scheint es, als habe ein übereifriger Beamter in der Berliner Verwaltung die deutsch-russische Konfrontation weiter angeheizt. Es wäre kein gutes Zeugnis für die deutsche Bürokratie.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.