Igel-Angebote in Arztpraxen: So läuft der Hase

Igel-Leistungen beim Arzt sind eine Falle, meint Ulrike Henning

Bei Igel-Angeboten besser nicht sofort losrennen
Bei Igel-Angeboten besser nicht sofort losrennen

Das Igel-Geschäft umfasst Selbstzahlerleistungen, die von Kassen nicht übernommen, von Ärzten aber gern empfohlen werden. Besonders gut darin sind gynäkologische Praxen. In jährlich 7,5 Millionen Fällen fließt hier Geld von gesetzlich versicherten Frauen, zusätzlich zu ihren Kassenbeiträgen. 143 Millionen Euro Umsatz ergeben sich allein aus bestimmten Ultraschalluntersuchungen. Im Ranking folgen Allgemeinmediziner, Augenärzte sowie Orthopäden und Unfallchirurgen. Anbietende Ärzte setzen auf die Angst vor Krankheiten und stärken zugleich das Misstrauen gegenüber den Krankenkassen.

Jedoch gibt es auch unabhänige Informationen über medizinischen Sinn und Unsinn der zusätzlichen und zahlungspflichtigen Diagnostik oder Therapie. Die muss der interessierte Patient nur finden. Für die anbietende Praxis sind sie jedenfalls nicht verpflichtend. Das wäre dringend veränderungsbedürftig. Und auch im Sinne von Ärzten, denen die Versorgung ihrer Patienten und zugleich ein wissenschaftlich basiertes Vorgehen wichtig ist. Nur drei von 56 jetzt bewerteten Igel-Angeboten sind »tendenziell positiv«, der Rest »unklar« oder schlimmer – also einfach Abzocke.

Die auch an diesem Punkt vorgesehene Reform der Patientenrechte gehört zu den versäumten Vorhaben der bisherigen Regierungskoalition. Fraglich ist aber, ob irgendeine künftige Regierung es wagt, auf diesem Weg Ärzten Einnahmemöglichkeiten streitig zu machen. Da können die Versicherten noch so rennen, der Igel ist schon da.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.