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Linke will Bauen mit landeseigener Bauhütte kommunalisieren
Schnell, bezahlbar und ökologisch soll in Berlin gebaut werden. Die Linke will dafür eine landeseigene Bauhütte schaffen
»Zu hohe Mieten bei Neubauten, Krise am Baumarkt und Insolvenzen bei Planubgsbüros, die Linke legt einen Plan vor und will radikal umsteuern.«, so die baupolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Katalin Gennburg, zu »nd«. Ob es um den Bau neuer Wohnungen geht, um neue Schulen oder um die ökologische Sanierung im Bestand – in Berlin muss gebaut werden. Von der Planung bis zum Handwerk wird dies meist von privaten Akteuren übernommen. Die Berliner Linke will das ändern und schlägt die Einrichtung einer kommunalen Bauhütte vor.
»Die Berliner Bauhütte wird als eine öffentliche Institution errichtet«, heißt es in einem Papier der Linken. Eine zentrale Aufgabe dieser neuen Institution soll einerseits die Erforschung von »regionalen, klimafreundlichen und sozialen Bauweisen« sein. Andererseits sollen Planungs- und Baukapazitäten aufgebaut werden, mit denen die erforschten Bauweisen bei öffentlichen Bauprojekten in die Praxis umgesetzt werden können. »Man muss am Anfang investieren«, sagt Niklas Schenker, wohnungspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, zu »nd«. Aber das sei eine Finanzierung, die sich rechnet.
»Wir sehen, dass der Baubereich in eine krasse Krise schlittert«, so Gennburg. Daran gibt es keinen Zweifel. Baukosten schießen in die Höhe, Baumaterial ist knapp. Dazu explodierende Bodenpreise und gestiegene Zinsen, die Bauprojekte erschweren. Die Folgen davon sind langfristig dramatisch. Planungs- und Architekturbüros sowie Handwerksbetriebe schlittern mangels Aufträgen in die Insolvenz. Neben einer weiteren Monopolisierung droht der »Gastro-Effekt«, wie die Branchengewerkschaft IG BAU warnt. Fachkräfte, die einmal gehen, kommen nicht wieder zurück. Von der Schaffung einer landeseigenen Bauhütte erhofft sich Die Linke, dass die Fachkräfte sichere Arbeitsplätze im landeseigenen Unternehmen finden, statt in andere Branchen abwandern.
»Es braucht eigene Kapazitäten, um schneller günstiger zu bauen.«
Katalin Gennburg (Linke)
Baupolitische Sprecherin Abgeordnetenhaus
Die Linke hofft auch auf Ersparnisse bei den Landeseigenen Wohnungsunternehmen. »Kommunaler Wohnungsbau in Berlin wird immer von privaten Projektentwicklern umgesetzt«, sagt Niklas Schenker. Die dadurch entstehenden Kosten seien immens. Auch deswegen sei es sinnvoll, eigene Kapazitäten zu schaffen, so Schenker weiter. Zwar hätten etwa die landeseigenen Degewo und Howoge Planungsabteilungen aufgebaut, aber die Kooperation ließe zu wünschen übrig. Der Vorschlag der Linken: die Kapazitäten bündeln.
Kosten sparen, Arbeitsplätze sichern – und zusätzlich klimaschonend soll die Bauhütte sein. Dei Baubranche ist weltweit für 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Linke will weg vom klimaschädlichen Beton. »Wir müssen ökologische Baustoffe erproben und auf den Markt bringen«, so Gennburg. Aber das sei für »Baumonopolisten« nicht attraktiv.
Ob sich für die Umsetzung der großen Pläne Partner*innen im Berliner Politikbetrieb finden lassen, ist mehr als fraglich. Erst im April wurde ein vergleichbares Projekt eingestampft. Die seit Jahren geplante Holzbauhütte liefert nun doch keine Module für das Schuhmacher-Quartier auf dem ehemaligen Flughafen Tegel. Bausenator Christian Gaebler (SPD) sagte: »Ich glaube, in der Lage sind wir nicht, dass wir jetzt eine staatliche Wohnungsbaueinheit brauchen.« So sinnvoll sie auch sein mag, eine berlineigene Bauhütte wird auf absehbare Zeit wohl nicht aufgebaut.
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