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Auch 2024 viele Menschen in Ausnahmesituation getötet

Jährliche Statistik legt nahe, dass viele polizeiliche Todesschüsse vermeidbar sind

Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten vor der Polizeiwache in Schwalmstadt. Dort hatte eine Frau ohne festen Wohnsitz Beamt*innen mit einer Softair-Waffe bedroht.
Mitarbeiter der Spurensicherung arbeiten vor der Polizeiwache in Schwalmstadt. Dort hatte eine Frau ohne festen Wohnsitz Beamt*innen mit einer Softair-Waffe bedroht.

Am 30. Januar 2024 kam es in Frankfurt am Main zu einem tödlichen Polizeieinsatz. Ein 40-Jähriger, der in einer Einrichtung für psychisch beeinträchtigte Personen lebte, habe laut Polizeibericht bei Eintreffen der Beamt*innen eskaliert. Er soll zuvor zwei Frauen mit einem Messer wahllos angegriffen und verletzt haben. Ein polizeilicher Querschläger verletzte bei dem Einsatz einen Passanten.

Am 30. März 2024 wurde der 46-jährige Lamin Touray in Nienburg mit 14 Schüssen getötet. Er soll seine Freundin mit einem Messer bedroht haben, was diese aber anders darstellt. Touray, der offenbar psychisch auffällig war, verletzte einen polizeilichen Diensthund und soll die Beamt*innen selbst bedroht haben. Videos zeigen, wie der umstellte Touray zusammensackt.

Am 3. April 2024 wurde in Dortmund ein 52-jähriger Obdachloser getötet. Er soll einen anderen Obdachlosen mit einer Metallstange angegriffen und später damit gegen die Tür einer Kirche geschlagen haben. Die Polizei setzte zunächst mehrfach einen Taser ein. Als der Mann sich mit erhobener Stange näherte, gab ein Polizist einen Schuss ab.

Am 14. Juni 2024 kam es in Hamburg zu einem weiteren tödlichen Einsatz, nachdem sich ein 51-jähriger Mann in einem Mehrfamilienhaus verbarrikadiert hatte. Er soll versucht haben, seinen Vater anzuzünden. Ein hinzugezogenes Spezialeinsatzkommando (SEK) erschoss den Mann, nachdem er angeblich das Feuer auf die Beamten eröffnet hatte.

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Am selben Tag erschossen Polizist*innen in Wolmirstedt einen 27-Jährigen, der mehrere Menschen mit einem Messer verletzt hatte. Der Mann soll zuvor einen anderen Mann tödlich angegriffen haben. Nach Polizeiangaben befand er sich in einem psychischen Ausnahmezustand und griff auch die Einsatzkräfte an.

Am 31. Juli 2024 wurde in Oberkirch ein 39-jähriger Mann in seiner Wohnung erschossen. Die Polizei war zuvor alarmiert worden, da der Mann als psychisch auffällig galt und angeblich eine Gefährdungslage bestand. Laut Polizeiangaben bedrohte er die Beamt*innen mit einem Messer.

Am 19. August 2024 zog eine 31-jährige Frau laut Polizei in einem Münchner Supermarkt ein Messer, als die Einsatzkräfte sie ansprachen. Sie war zuvor wegen Suizidabsichten auffällig geworden. Nachdem Pfefferspray eingesetzt worden war, erschossen die Beamten die Frau. Berichten zufolge war sie mehrfach psychiatrisch behandelt worden und hatte zuvor eine Nachricht verfasst, in der sie ihren Tod ankündigte.

Am 27. August 2024 griff in Moers ein 26-Jähriger Passant*innen sowie Polizist*innen mit Messern an und wurde von diesen erschossen. Laut Polizei war der Mann psychisch auffällig und wiederholt in psychiatrischer Behandlung.

Am 28. August 2024 soll ein 33-Jähriger in einem Mehrfamilienhaus randaliert haben. Nach Zeugenangaben habe der Mann ein Messer bei sich gehabt. Laut Polizei ergab sich eine Bedrohungssituation, die zum Einsatz der Schusswaffe führte. Später wurde bekannt, dass sich das Opfer wohl das Leben nehmen wollte.

Am 31. August 2024 erschoss ein SEK in Berlin einen 46-Jährigen, der auf einem Wohnwagenplatz mit einer Druckluftpistole gedroht haben soll. Der Mann hatte sich in ein Mehrfamilienhaus zurückgezogen und schoss bei dessen Stürmung auf die Beamten. Diese antworteten mit 19 Schüssen.

Am 11. Oktober 2024 kam es in Bochum zu einem tödlichen Einsatz. Ein 32-jähriger Mann griff Polizist*innen mit einem Hammer an und zog sich in seine Wohnung zurück. Ein hinzugezogenes SEK stürmte diese und erschoss den Mann, da eine Bedrohung durch weitere Waffen vermutet wurde. Nach polizeilichen Erkenntnissen soll der Mann an Schizophrenie erkrankt gewesen sein.

Am 21. Oktober 2024 wurde in Aachen eine Frau erschossen, die mit einem Messer und weiteren Gegenständen bewaffnet gewesen sein soll. Nach Angaben der Polizei drohte die Frau, die zuvor eine psychiatrische Klinik verlassen hatte, in einem Hinterhof den Einsatzkräften.

Alle 20 Fälle aus dem Jahr 2024 sind dokumentiert unter: https://polizeischuesse.cilip.de

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