Werbung

Größtes Rettungsschiff im Mittelmeer zieht ab

Ärzte ohne Grenzen kritisiert italienische Repression

Die 80 Meter lange »Geo Barents« war das größte private Rettungsschiff im Mittelmeer.
Die 80 Meter lange »Geo Barents« war das größte private Rettungsschiff im Mittelmeer.

Die internationale medizinische und humanitäre Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen, MSF) stellt den Betrieb ihres Rettungsschiffes »Geo Barents«, das seit Juni 2021 im Mittelmeer im Einsatz war, ein. Das teilte die Organisation am Freitag in einer Pressemitteilung mit. Italienische Gesetze und Politiken hätten es unmöglich gemacht, mit der gegenwärtigen Praxis von Such- und Rettungsaktivitäten fortzufahren. MSF verspricht aber, zurückzukehren. Die Organisation ist dazu auf der Suche nach einem kleineren Schiff.

Die 80 Meter lange »Geo Barents«, ursprünglich für die Forschung gebaut, war das größte Schiff privater Hilfsorganisationen im Mittelmeer. In über dreieinhalb Jahren Einsatz hat sie laut MSF mehr als 12 000 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Die Arbeit der Organisation wurde jedoch durch die italienische Rechtsregierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni massiv behindert. Seit Anfang 2023 war das Schiff durch Erlasse italienischer Behörden insgesamt 160 Tage lang in Häfen festgesetzt worden. Die erzwungenen Liegezeiten sorgten für hohe Folgekosten.

Die italienischen Behörden haben mit dem sogenannten Piantedosi-Erlass, der Anfang 2023 eingeführt wurde, die Arbeit humanitärer Rettungsschiffe erheblich erschwert. Dieses Gesetz ermöglicht es den Behörden, Rettungsschiffe schneller zu beschlagnahmen. Zudem werden ihnen oft entfernte Häfen in Norditalien zugewiesen, um Gerettete an Land zu bringen.

Die Schiffe fehlten dann andernorts, um in Seenot geratene Menschen an Bord zu nehmen. So musste die »Geo Barents« im Juni 2023 beispielsweise über 1000 Kilometer nach La Spezia fahren, um nur 13 Überlebende an Land zu bringen – obwohl nähere Häfen verfügbar waren.

Auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer mit oft kaum seetüchtigen Booten kamen nach Schätzungen in den vergangenen zehn Jahren mehr als 30 000 Menschen ums Leben. »Die Geschichten von Zehntausenden Überlebenden hallen überall auf der ›Geo Barents‹ wider. Babys haben auf diesen Decks ihre ersten Schritte gemacht; Menschen haben ihre Liebsten betrauert«, sagte Margot Bernard, MSF-Projektkoordinatorin am Freitag.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -