Mieten steigen auch 2024 kräftig

DIW hat ein Plus von vier Prozent errechnet, während Eigenheime etwas günstiger wurden

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Blick auf den Dresdner Statdtteil Innere Neustadt
Blick auf den Dresdner Statdtteil Innere Neustadt

Berlin. Eine Erholung auf dem angespannten Wohnungsmarkt vieler deutscher Städte ist nicht in Sicht. Die Mieten sind auch dieses Jahr kräftig gestiegen: Sowohl im Bestand als auch bei Neubauten kletterten sie durchschnittlich um rund 4 Prozent, wie eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt. Seit 2010 seien die Nettokaltmieten damit um 64 Prozent gestiegen.

Die Kaufpreise fielen dagegen laut DIW im Jahresschnitt 2024 weiter. Allerdings zeichne sich hier eine Wende ab, so die Konjunkturforscher, die Daten zu Kauf- und Mietabschlüssen des Immobilienverbands IVD in mehr als 150 deutschen Städten ausgewertet haben. Analysiert wurden Kleinstädte mit einigen Tausenden Einwohnern bis hin zu Metropolen.

Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, sieht in den Zahlen den Beleg für einen Wohnungsmarkt, der aus dem Gleichgewicht geraten sei. »Es ist ein unerträglicher Zustand, dass hohe Mieten für immer mehr Menschen in Deutschland zur Armutsfalle werden«, sagte sie. Es seien daher eine Begrenzung von Mietsteigerungen und mehr sozialer Wohnungsbau nötig.

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Es ist aber absehbar, dass freie Wohnungen insbesondere in Großstädten ein knappes Gut bleiben, denn der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen hat sich fortgesetzt. Von Januar bis Oktober wurden laut Statistischem Bundesamt 175 800 Wohnungen genehmigt – fast ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Jahresziel der Bundesregierung von 400 000 neuen Wohnungen rückt damit in weite Ferne.

Die Bewilligungen sind ein wichtiger Indikator für den Wohnungsmangel: Was nicht genehmigt wird, wird später auch nicht gebaut. Doch der Wohnungsbau steckt nach einem Zinsanstieg und angesichts hoher Baukosten in der Krise. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer sieht indes auf Basis einer Umfrage aus dem Herbst Anzeichen für eine leichte Erholung. Aber: »Insgesamt bleibt die Geschäftslage in der Bauwirtschaft weit hinter den Vor-Corona-Jahren und dem langjährigen Durchschnitt zurück.«

Für Menschen, die sich den Kauf einer Immobilie leisten können, hat sich die Lage etwas gebessert: Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen seien im Mittel 5 Prozent billiger als 2023. Gemessen am Höchststand 2022 im Immobilienboom, sanken die Preise für Einfamilienhäuser besonders stark (um gut 8 Prozent), schrieb das DIW. In den Großstädten war die Korrektur bei Immobilien und Bauland am kräftigsten: Hier fielen die Preise im Schnitt um 13 Prozent, bei Einfamilienhäusern in mittlerer Lage sogar um 16 Prozent. Trotzdem seien Bauland, Einfamilien- und Reihenhäuser im Bundesschnitt immer noch etwa doppelt so teuer wie vor Beginn des Booms 2010, betont das DIW. Bei Eigentumswohnungen seien es plus 117 Prozent.

»Die zwischenzeitlich sinkenden Preise können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das eigentliche Problem der Wohnungsknappheit fortbesteht«, meint der DIW-Ökonom Malte Rieth. »Die neue Bundesregierung muss es sich daher dringend auf ihre Agenda schreiben, durch öffentliche Bautätigkeit sowie eine Vereinfachung der Verfahren und Vorschriften gegenzusteuern.«

Für Verunsicherung sorgt, dass wegen der Neuwahl unklar ist, wo die Reise hingeht – vor allem beim Mieterschutz. Das Kabinett hat zwar eine Absenkung der Kappungsgrenze für Mieterhöhungen in angespannten Wohnungsmärkten von 15 auf 11 Prozent beschlossen sowie eine Verlängerung und Verschärfung der Mietpreisbremse bis Ende 2029. Dass sich dafür vor der Wahl eine Mehrheit im Bundestag findet, ist aber fraglich. dpa/nd

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