Direkt vom Hof

Vermarktungsinitiativen stärken kleinbäuerliche Familien

  • Vanessa Kohm, SODI
  • Lesedauer: 3 Min.
Bauern und Bäuerinnen vermarkten ihre Erzeugnisse direkt.
Bauern und Bäuerinnen vermarkten ihre Erzeugnisse direkt.

Auf dem Hof von Doris Chamane herrscht reges Treiben. Mehrere Bauern und Bäuerinnen verladen Kohl, Süßkartoffeln und Eier auf den Transporter der gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation Mahlathini Development Foundation (MDF). Sorgfältig sortieren sie ihre Erzeugnisse für den Markt in der nächstgelegenen Kleinstadt Ozwathini. Seit 2018 unterstützt die SODI-Partnerorganisation Bäuerinnen wie Doris Charmane beim Erlernen klimaangepasster Anbautechniken und der Erschließung von Wasserquellen. »Seit ich mit MDF zusammenarbeite, hat meine Familie immer ausreichend zu essen. Jetzt ernte ich genug, dass ich Teile davon verkaufen kann«, sagt die 69-Jährige. Derzeit arbeitet MDF mit rund 850 Bauern und Bäuerinnen in 48 Dörfern in den südafrikanischen Provinzen KwaZulu-Natal, Limpopo und Ostkap zusammen.

Den Verkauf an Supermärkte sieht Erna Kruger als aussichtslos: »Wenn die Bauernfamilien Ernteausfälle haben, wären sie immer noch vertraglich verpflichtet, die zwei Tonnen Spinat zum Verkauf anzuliefern. Eine Ausfallabsicherung haben sie nicht. Deshalb entwickeln wir Vertriebssysteme, die zu ihnen passen.« Mit ihrem Team unterstützt die Leiterin von MDF daher Bauern und Bäuerinnen beim Ausbau der Direktvermarktung. Gemeinsam organisieren sie Markttage und den Transport der Waren. In Schulungen lernen die Landwirt*innen, ihre Erzeugnisse zu präsentieren, ihre Umsätze zu kalkulieren und mit Werbung einen Kundenstamm aufzubauen. Die Farmer*innen koordinieren den Anbau untereinander, um eine breite Produktpalette anbieten zu können.

Kooperation senkt Transport- und Lagerkosten

Die 52-jährige Caroline Nompumelelo Buthelezi, nimmt regelmäßig am Markt in Ozwathini teil: »Bevor ich mich der Vermarktungsinitiative angeschlossen habe, war ich auf den Verkauf an Nachbar*innen oder an Zwischenhändler*innen zu niedrigen Preisen angewiesen. Zudem spare ich durch die Kooperation mit anderen Landwirt*innen bei Transport- und Lagerkosten. Mit der Direktvermarktung sind meine Einkünfte vorhersehbarer und höher geworden.«

Trainings zur Setzlingsproduktion verbessern die Ernteperspektiven.
Trainings zur Setzlingsproduktion verbessern die Ernteperspektiven.

Rund 250 Kilometer entfernt treffen sich in Bergville jeden Monat Bauern und Bäuerinnen aus fünf Dörfern zum gemeinsamen Markt. Phumele Hlongwane verkauft diesmal vorwiegend Eier und Spinat sowie ein paar Kräuter für eine Nachbarin. Eine ältere Kundin bleibt stehen, begutachtet das Gemüse und zählt sorgfältig ihre Münzen. Der Markt findet jeden Monat an bis zu drei Tagen nach der Auszahlung von Renten, Löhnen und staatlichen Hilfen statt. Dann verfügen viele Menschen wieder über ausreichend Geld, um frische Lebensmittel einzukaufen. Ein Ausdruck der wirtschaftlichen Realität: Rund jede*r Zweite lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Auch die Bauern und Bäuerinnen, mit denen MDF zusammenarbeitet, sind von Armut betroffen.

Faire Preise auf den lokalen Märkten

Die Vermarktungsinitiative in Bergville agiert inzwischen weitgehend eigenständig. In Zeiten, in denen die Lebensmittelpreise laut Verbraucherpreisindex innerhalb von drei Jahren um fast ein Drittel gestiegen sind und damit für viele Haushalte frische Lebensmittel unerschwinglich sind, schätzen ihre Stammkund*innen die Möglichkeit, lokal und zu fairen Preisen einzukaufen. Die Direktvermarktung unter Umgehung von Händler*innen macht es möglich. Die Bauernmärkte tragen daher zu einem gerechteren Ernährungssystem für Produzent*innen und Konsument*innen bei.

Zurück in Ozwathini zählt Frau Buthelezi ihre Einnahmen: 260 Rand, etwa 14 Euro. Für sie hat sich der Tag gelohnt. Auch Phumele Hlongwane ist zufrieden. In den vergangenen Jahren konnte sie durch das spendenfinanzierte Projekt von MDF und SODI bessere Ernten erzielen und ihre Anbaufläche vergrößern: »Damit kann ich unter anderem das Schulgeld meiner Kinder bezahlen und konnte sogar ein Haus bauen.«

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