Kinder auf der Straße

Die französische Zeitung L'Humanité zu obdachlosen Kindern

  • Clémentine Eveno
  • Lesedauer: 3 Min.
Obdachlosigkeit – Kinder auf der Straße

Mindestens 2043 Kinder in Frankreich müssen auf der Straße schlafen, wie aus Daten eines Barometers hervorgeht, das von Unicef ​​Frankreich und der Föderation der Solidaritätsakteure (FAS) veröffentlicht wurde. Eine Zahl, die im Vergleich zum Jahr 2022 um 27 Prozent angestiegen ist. Die Erhebung wurde auf der Grundlage der Zahl jener Kinder durchgeführt, die in der Nacht vom 19. auf den 20. August trotz des Antrags ihrer Familie »ohne Unterbringungslösung« blieben. Eine »inakzeptable Situation«, prangerte die Unicef-Vertreterin in Frankreich, Adeline Hazan, an. »Wir können nicht akzeptieren, dass eine Gesellschaft ihre Kinder auf diese Weise behandelt«, fügte sie hinzu und kritisierte einen »eklatanten Verstoß gegen die Grundsätze der von Frankreich ratifizierten Internationalen Konvention über die Rechte des Kindes«. Zumal Unicef ​​Frankreich und FAS darauf verweisen, dass diese Zahl vermutlich noch höher liegt, da die Eltern von Kindern, die auf den Anruf bei der Notfallnummer 115 verzichtet haben, nicht mitgezählt werden. Auch Kinder, die in Slums oder besetzten Häusern leben, oder sogar unbegleitete Minderjährige bleiben unter dem Radar.

Die Welt aus linkem Blickwinkel

Die linke Medienlandschaft in Europa ist nicht groß, aber es gibt sie. Manche Zeitungen erscheinen in gedruckter Form täglich, einige wöchentlich, andere monatlich. Online sind sie alle präsent – und nehmen Einfluss auf den gesellschaftlichen Diskurs in ihren jeweiligen Ländern. So unterschiedlich diese Medien sind, so ähnlich sind die Fragen und Probleme, mit denen sie sich beschäftigen – und der linke Ansatz, aus dem heraus diese analysiert werden.

In unserer »Europress«-Beilage lassen wir einige der wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen des Jahres 2024 Revue passieren, über Beiträge aus linken und linksorientierten Medien in Europa. Wir wollen zugleich der Zusammenarbeit linker Medienprojekte einen Impuls verleihen. Gerade angesichts des Schulterschlusses rechter und konservativer Kräfte und ihrer Medien. Die Signale dazu, die wir bei der Herstellung dieser Beilage erhalten haben, stimmen uns optimistisch.

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Katastrophale Folgen für Gesundheit und Bildung

Im Vergleich zu 2020 ist die Zahl der betroffenen Kinder um 120 Prozent gestiegen. Während die bereits heute die Folgen für Kinder, die auf der Straße schlafen, dramatisch sind, befürchtet Adeline Hazan, dass sich die Situation »von Jahr zu Jahr« verschlimmert. »Es ist eine Tragödie, wenn wir die katastrophalen Folgen sowohl für die psychische Gesundheit als auch für die Bildung kennen«, bemerkte sie. Von dem Moment an, in dem wir keinen Wohnraum haben, können wir nicht unter guten Bedingungen zur Schule gehen, wir können keine gute Gesundheitsversorgung mehr erhalten. Die Entwicklung des Kindes verläuft nicht unbeschadet.»

Jugendliche seien zudem «den Risiken von Menschenhandel und Prostitution ausgesetzt, wenn sie auf der Straße leben». Für Adeline Hazan ist die Zeit besonders ernst: «Es ist an der Zeit, dass die Kindheit und insbesondere obdachlose Kinder in Frankreich zu einer Regierungspriorität werden.» Es mangelt an politischem Willen, obwohl die Regierung vor zwei Jahren versichert hat, dass sie im folgenden Winter kein Kind auf der Straße lassen wolle. Das bittere Versagen der Exekutive ist offensichtlich. Nach Ansicht der beiden Organisationen, die das Barometer erstellten, handelt es sich um ein «systematisches Versagen der Unterkunfts- und Wohnungspolitik». Sie heben «kurzfristige» Maßnahmen und «schädliche Orientierungen» hervor, vom Anti-Squat-Gesetz (zur Verhinderung von Hausbesetzungen – d.R.) bis zur Kürzung der APL (Wohnbeihilfen), einschließlich der Auflösung des SRU-Gesetzes, das den Städten Sozialwohnungsquoten auferlegt.

L’Humanité

Die französische Tageszeitung L’Humanité wurde 1904 vom Sozialisten Jean Jaurès gegründet. Ursprünglich als Sprachrohr für die sozialistische Bewegung gedacht, vertritt sie seitdem konsequent linke und sozialistische Positionen. Sie setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Arbeitnehmer*innenrechte und weltweiter Frieden ein.

Die Zeitung ist das ehemalige Zentralorgan der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF). 1999 entfiel der explizite Hinweis auf die Partei. Seit 2004 gehört die Zeitung zu 40 Prozent der PCF, Freund*innen und Mitarbeiter*innen halten je zehn Prozent, die Gesellschaft der Freunde 20 Prozent und Großunternehmen wie Sparkassen, der Sender TF1 und der Rüstungskonzern Lagardère den Rest. Heute arbeiten bei der L’Humanité etwa 60 Redakteur*innen; die Zeitung hat etwa 40 000 Abonnent*innen. Das 1930 erstmals begangene Pressefest, die Fête de L’Humanité, ist bis heute ein wichtiger Termin des gesellschaftlichen Lebens in Frankreich.

Eine Frage des politischen Willens

Die dramatische Zahl von Kindern auf der Straße ist daher die Folge einer öffentlichen Politik, die für die Schwächsten gefährlich ist. Für Manuel Domergue, Studienleiter der Abbé-Pierre-Stiftung, ist es tatsächlich eine Frage des politischen Willens. «Wir müssen in den schwerwiegendsten Situationen unverzüglich handeln. Wenn Sie 100 oder 200 Millionen Euro freigeben, wird sichergestellt, dass die Kinder, über die wir sprechen, untergebracht werden. Frankreich hat die Mittel dazu.»

Dieser Text ist am 29. August 2024 in L’Humanité (Frankreich) erschienen. Der Beitrag wurde mit KI-Programmen übersetzt, nachbearbeitet und gekürzt.

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