Die Flatulenz der Fußball-Funktionäre

Solidarität hat im Profifußball nichts bis wenig verloren, diese Weisheit erfährt Union derzeit recht deutlich

Unter Beschuss beim 1. FC Union: Bochums Torwart Patrick Drewes zeigt, was ihn am Kopf traf.
Unter Beschuss beim 1. FC Union: Bochums Torwart Patrick Drewes zeigt, was ihn am Kopf traf.

In der ersten Bundesliga rollt der Ball nach einer kurzen Winterpause schon wieder. Weil die unteren Ligen aber noch pausieren, nehme ich als Warmup-Maßnahme das Geknödel der dicken Fische mit den größten Zähnen an. Leverkusen spielte am Freitag Dortmund an die Gelbe Wand, das war beeindruckend und sah nach Fußball aus.

Noch gehört auch der 1. FC Union Berlin zum Kreis der gebenedeiten Geldmaschinen, die den Platz an der Sonne mit allen Mitteln gegen die von unten drückenden Klubs verteidigen. Aber bedenket: Ein verdienter Tyrannosaurus Rex wie der HSV oder die Ziegenböcke aus Köln scharren schon bös mit den Hufen und treten sich ihren Weg nach oben heftig frei.

Solidarität hat im Profifußball nichts bis wenig verloren, diese Weisheit erfährt Union itzo recht deutlich. Nach dem DFB-Urteil zum Feuerzeugwurf im Spiel zwischen den Berlinern und Bochum aus dem Block der aktiven Köpenicker Fans gegen den Kopf des Bochumer Torwarts, brodelt es in den Amtsstuben der Alten Försterei. Oberunioner Dirk Zingler wütet verstörend und wird fleißig assistiert von seinen rotweißen Mitarbeitern. Selbst die rheinische Randberliner Frohnatur, der Neu (Noch?)-Unioner Horst Heldt ist völlig außer Tellerrand und Schnürsenkel. Auch der Fan von den Stehrängen fühlt eine große Ungerechtigkeit in der Unterhaltungsbranche Fußball und lässt seinen gerechten Schlosserjungenzorn in den (a)sozialen Medien freien Lauf.

Ballhaus Ost
Fussball, Herren, 2. Bundesliga, Saison 2014/2015 (10. Spieltag)...

Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.

Wie man hört, murren einige Kombattanten aus dem Abstiegssegment der Bundesliga, doch die große Welle der bundesligianischen Empörung blieb bisher aus. Warum sollten sich auch die Monsterhaie aus München, Leverkusen oder Leipzig um das Gemaule des Fischfuttergekröses kümmern? Die Bundesliga funktioniert nach dem Prinzip fressen oder gefressen werden. Bis zu unseren Herzen sind es zehn Minuten mit dem Auto, denkt der geneigte Konkurrent im Aquarium des Schmerzes und schlägt das lauteste Wurstblatt mit den großen Buchstaben auf, um sich im Wettstreit der einfallslosen Clowns erklecklich zu suhlen.

Freundinnen und Freunde, auch der DFB, von Fans regelmäßig als Fußballmafia gehänselt, wird in bewährter alter Funktionärsmanier die Backen kurz aufplustern, um sogleich in gewohnte Flatulenz zu verfallen. Aber gut, was sollen wir auch vom Mannsvolk erwarten, welches seit vielen Jahrzehnten in abgeschirmten, weitestgehend frauenfreien Kleingruppen die Galoschen des Glücks knetet? Unsere Fußballbürokraten und Bestimmer sind verstockte alte Kerle ohne Fantasie und Visionen. Das fängt bei der Verteilung des Fernsehgeldes an und zieht sich über die merkwürdige Form der Bestrafung der Klubs nach sogenannten pyrotechnischen Vorfällen seitens der Fans hin.

Insofern ist es also folgerichtig, wenn der 1. FC Union Berlin als Verein für die unsportliche und idiotische Tat eines durchgeknallten Anhängers bluten muss. Anstatt faule Stellen im System chirurgisch zu behandeln, wird das große EsWarSchonImmerSo aufgerufen. Meine mittelsteile These: In wenigen Tagen wird Unions rumpeliger Rülps abgeschmettert und alles bleibt wie es war, ist und für immer sein wird.

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