Sportforum: Senat für 94-Millionen-Euro-Neubau des BFC-Stadions

Machbarkeitsstudie hält Pläne für das Sportforum Hohenschönhausen nur mit Abriss für realisierbar

Mcmoordy Hüther (l.) vom BFC Dynamo bei einem Pokalspiel am 16. November 2024 im Sportforum Hohenschönhausen
Mcmoordy Hüther (l.) vom BFC Dynamo bei einem Pokalspiel am 16. November 2024 im Sportforum Hohenschönhausen

Der Ostberliner Traditionsverein BFC Dynamo rangiert in der Regionalliga Nordost gegenwärtig auf dem sechsten Platz. Mit dem Aufstieg in die Dritte Liga werden die Hohenschönhausener aller Wahrscheinlichkeit nach nichts zu tun haben. Und dennoch spielt der BFC immer mit der Ambition, eine Spielklasse höher zu steigen. Nur gibt es da ein Problem, im Falle eines Aufstiegs würde eine passende Spielstätte fehlen. Das jetzige Stadion im Sportforum erfüllt die Auflagen nicht.

Das hat auch der Berliner Senat erkannt und entsprechend im Koalitionsvertrag bedacht. Dort steht: »Das bestehende Stadion im Sportforum Hohenschönhausen wird mit dem Ziel der Drittliga-Tauglichkeit ertüchtigt«, also umgebaut. Im November, knapp ein halbes Jahr seiner Amtszeit war gerade um, besuchte gar der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ein Spiel der Weinrot-Weißen und bekräftigte die Pläne des Senats. Ein neuerliches Gutachten kommt nun aber zu dem Schluss: Die Pläne des Senats sind gar nicht umsetzbar. Anstelle einer Ertüchtigung seien Abriss und Neubau notwendig. Kostenpunkt: geschätzte 94 Millionen Euro.

Dieser Plan wird nun vom Senat favorisiert. »Die Vorzugsvariante für die Sportverwaltung ist der Stadionneubau, weil dieser unter weitgehender Beibehaltung der Ergebnisse des Masterplans für das Sportforum umsetzbar ist«, erklärte Staatssekretärin Franziska Becker (SPD) am Freitag im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses.

Der Umbau würde laut der ebenfalls im Sportausschuss vorgestellten Machbarkeitsstudie, die vom Senat in Auftrag gegeben wurde, zwar mit 75 Millionen Euro voraussichtlich etwas weniger kosten. Allerdings könne beim Stadionumbau eine Maßgabe des Senats nicht erfüllt werden: dass der Breiten- und Leistungssport abseits des BFC Dynamo gemäß dem benannten Masterplan nicht eingeschränkt, sondern sogar weiterentwickelt werde.

Für die Genehmigung von Drittligaspielen müssen die Spielstätten diverse Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erfüllen. So müssen sie etwa mindestens 5000 Stehplätze und 5000 Sitzplätze haben, Sicherheitskonzepte ermöglichen und über gewisse räumliche Kapazitäten verfügen.

»Es besteht ein großer Zielkonflikt zwischen den zwei Aufgabenstellungen, die aus dem Koalitionsvertrag abgeleitet sind.«

Barbara Düring vom Planungsbüro Proprojekt

»Die Abstandsflächen und die zusätzlichen Baukörper, die wir dazustellen müssen, führen dazu, dass das Gebäude in seinen Ausmaßen deutlich über die Grenzen des jetzigen Baufeldes hinausragen wird und verschiedene Funktionsnutzungseinheiten des Masterplans gestört beziehungsweise nicht umsetzbar sein werden«, erklärte Barbara Düring vom Planungsbüro Proprojekt, das das Gutachten gemeinsam mit der Albert Speer & Partner GmbH (AS+P) angefertigt hat. Düring sprach von einem großen Zielkonflikt zwischen den beiden im Koalitionsvertrag formulierten Zielen.

Der Neubau sei kein günstiges Unterfangen, man liege mit 6070 Euro pro Sitzplatz aber im Bereich ähnlicher Bauvorhaben. Wann mit einem Abschluss des Umbaus beziehungsweise Neubaus zu rechnen sei, wollten die Gutachter*innen am Freitag nicht sagen. Nur so viel: Ein Umbau während des laufenden Spielbetriebs werde rund anderthalb Jahre länger dauern, als wenn sie »plattmachen, Ausweichstandort beziehen und neu bauen«, erklärte Frank Höf von AS+P.

Neben anderen Beteiligten hätten die Gutachter*innen auch Verantwortliche vom BFC befragt. Die stünden dem Vorhaben aber insgesamt kritisch gegenüber: Das kurzfristige Vereinsvorhaben, schon für die Saison 2025/26 auf ein drittligafähiges Stadion zurückgreifen zu können, widerspreche der langfristigen Entwicklung auf dem Gelände des Sportforums.

Der BFC Dynamo war von 1979 bis 1988 Serienmeister in der DDR-Oberliga und spielte damals im Europapokal beispielsweise gegen den Hamburger SV, Aston Villa, Girondins Bordeaux, Werder Bremen und AS Rom. Gegenwärtig kickt Dynamo in der Regionalliga gegen Mannschaften wie Eintracht Mahlsdorf, Hertha Zehlendorf und den ZFC Meuselwitz. Zu seinen Gegnern in dieser Liga gehören aber auch Klubs mit klangvollen Namen wie Carl Zeiss Jena, Rot-Weiß Erfurt und Hallescher FC. Tabellenführer ist Lok Leipzig.

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