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Schrecken als Politik
Der Film »No Other Land« wurde für den Oscar nominiert. Aber Israels Armee sorgt dafür, dass im Westjordanland niemand feiert
Auf die erfreuliche Nachricht folgte sofort die nächste Eskalation: Wenige Stunden nachdem der Dokumentarfilm »No Other Land« des palästinensisch-israelischen Teams um Basel Adra und Yuval Abraham für den Oscar nominiert wurde, überfiel die israelische Armee die Ortschaft, aus der Filmemacher Adra stammt. Nadav Weiman, Leiter der Menschenrechtsorganisation Breaking the Silence, kommentierte das Vorgehen: »Aus meiner Erfahrung als ehemaliger IDF-Soldat sieht das sehr nach dem Armeebefehl aus: Präsenz zeigen.« Anders ausgedrückt: Niemand in dem Dorf soll auf den Gedanken kommen, die Oscar-Nominierung zu feiern.
»No Other Land« erzählt von der Willkürherrschaft, der die Bevölkerung von Masafer Yatta, südlich von Hebron, ausgesetzt ist. Seit Jahrzehnten versucht Israel die Dorfbewohner zu vertreiben. Der junge palästinensische Filmemacher Basel Adra hat den Kampf der dort lebenden Menschen dokumentiert; sein israelischer Freund Yuval Abraham daraus einen Film über Solidarität und Verzweiflung gedreht.
Wie unerträglich das Besatzungsregime ist, zeigt sich derzeit auch wieder anderswo im Westjordanland. Unmittelbar nach dem Waffenstillstand in Gaza hat die israelische Armee eine Offensive im Westjordanland gestartet, bei der bisher zwölf Palästinenser getötet und Dutzende verwundet worden sind. Israel spricht von einer »Anti-Terror-Operation«. Doch wer »No Other Land« gesehen hat, weiß, dass auch Staaten jenen Terror ausüben können, den zu bekämpfen sie vorgeben.
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