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AfD bekommt Großspende aus Thüringen: knapp eine Million Euro
Wohltäter aus Thüringen ist an behaupteter Wohnadresse nicht bekannt
Rund vier Wochen vor der Bundestagswahl hat die AfD eine weitere Großspende über fast eine Million Euro erhalten. Wie aus der Auflistung des Bundestags zu Parteispenden hervorgeht, meldete die AfD am Freitag eine Spende über 999 900 Euro von einem Mann aus Blankenhain in Thüringen – mithin dem Bundesland, wo der AfD-Landesverband laut Verfassungsschutz als »gesichert rechtsextrem« gilt. AfD-Bundesschatzmeister Carsten Hütter sagte dem »Spiegel«, dass ihm der Spender nicht persönlich bekannt sei. Er sei kein Mitglied der Partei und habe sich vergangene Woche telefonisch gemeldet – die Spende sei wenige Tage danach eingegangen.
Wie der »Spiegel« berichtet, handelt es sich bei dem neuen Wohltäter um einen Mann mit dem Namen Horst Jan Winter aus der 6600-Einwohner-Stadt im Landkreis Weimarer Land. Er trat offenbar bislang kaum öffentlich in Erscheinung. Mit der Spende sollen, so Hütter, nach dem Willen Winters unter anderem Flyer mit dem Bild Alice Weidels und Teilen des Wahlprogramms gedruckt und bundesweit verteilt werden. Für die Summe bekomme man sechs Millionen Flyer bundesweit verteilt.
An der Adresse in Blankenhain befindet sich laut dem »Spiegel« ein unscheinbares, zweigeschossiges Mehrfamilienhaus – in der Vergangenheit wurde hier eine Einzimmerwohnung angeboten, 20 Quadratmeter für 200 Euro Monatsmiete. Nach Angaben des »Redaktionsnetzwerks Deutschland« soll das Gebäude unrenoviert sein und verlassen wirken. Auch der »MDR« hat sich an der Adresse umgesehen und berichtet, der Mann sei Nachbar*innen nicht bekannt und unterstreicht die Angaben mit dem Foto eines aufgeklebt wirkenden Namensschilds am Briefkasten.
Die Adressdaten will die Partei nun »Anfang der Woche prüfen«, so Schatzmeister Hütter zum »Spiegel«. Eine Frage zum Kontoinhaber, also ob das Geld vom Konto Winters oder einer Firma kam, wollte der AfD-Schatzmeister nicht beantworten.
Erst am Dienstag hatte die AfD bereits 1,5 Millionen Euro erhalten – von dem umstrittenen Lübecker Unternehmer und Multimillionär Winfried Stöcker. Die Zuwendung war die größte Einzelspende der Parteigeschichte. Als Großspenden gelten Summen ab 35 000 Euro. Die Parteien müssen sie umgehend der Bundestagspräsidentin melden, die diese Angaben dann zeitnah veröffentlicht. Im vergangenen Jahr ging die mit Abstand größte Einzelspende von 4,09 Millionen Euro an das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
Seit ihrer Gründung im Februar 2013 geriet die AfD immer wieder mit Finanzskandalen und Spendenskandalen in die Schlagzeilen. 2020 etwa verhängte die Bundestagsverwaltung ein Strafgeld in Höhe von 396 016 Euro gegen die Partei. Hintergrund war eine illegale Spende aus der Schweiz, die im Bundestagswahlkampf 2017 an den AfD-Kreisverband von Alice Weidel, die nun als Kanzlerkandidatin nominiert ist, geflossen war. Überwiesen worden war das Geld – 150 000 Schweizer Franken – in Tranchen gestückelt über die Konten von Strohleuten. Als Verwendungszweck war unter anderem »Wahlkampfspende Alice Weidel« angegeben. Mit Agenturen
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