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Das Grauen in der Ordnung

Thomas Ebermann und Thorsten Mense über den Irrsinn der Normalität und ihr neues satirisches Bühnenprogramm »Normal«

  • Interview: Thomas Blum
  • Lesedauer: 12 Min.
Bitte keine Beratungsbücher: Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Florian Thamer
Bitte keine Beratungsbücher: Thomas Ebermann, Thorsten Mense und Florian Thamer

Der Titel Ihres neuen ideologiekritischen Bunten Abends lautet: »Normal – Eine Besichtigung des Wahns«. Was wird da besichtigt?

Thorsten Mense: Der Abend beschäftigt sich mit drei Themen: Wahn, Vernunft und Normalität. Daher auch der Untertitel: »Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft«. Wenn wir über »Wahn« reden, reden wir nicht über die, wie man so sagt, Verrückten und Durchgeknallten oder die Verschwörungsgläubigen und »Querdenker«. Es gibt auch Wahn, der weit in die Gesellschaft hineinreicht. Was als »das Normale«, »die Normalität« und als vernünftig gilt, ist ja oft nicht weniger wahnhaft und irrational als das, was jene erstgenannten Leute auf die Straße tragen, über die man sich dann lustig macht.

Thomas Ebermann: Die sogenannten Durchgeknallten haben schon häufig in der Geschichte eine Mehrheit hinter sich gebracht und sind zur Macht gelangt. Also lasst uns nicht nur lachen über sie. Wir kontrastieren das mit dem Wahnhaften, das als »normal« angesehen wird. Wenn jemand irgendwelchen esoterischen Unfug zur Erbauung braucht, um unter der Woche gut mit dem Arbeitsleben zurechtzukommen, dann sagt die Gesellschaft: »Ja, wenn es dem hilft, warum denn nicht?« Insofern ist der Irrationalismus immer mehrheitsfähig. Der neue Irrationalismus ist besonders gefährlich, weil er politisch rechts ist.

An einer Stelle im Programm kommt ein Satz aus der AfD-Reklame vor: »Normal ist einfach schön.« Ist es nicht so, dass hierzulande die Vorstellungen der Rechtsextremen von »Normalität« mittlerweile so in das allgemeine Denken, in den Alltag geschwappt sind, dass Normalitätsvorstellungen, die den Keim des Faschismus in sich tragen, heutzutage die größte Selbstverständlichkeit sind?

Ebermann und Mense lesen gegen die zwanghafte Inszenierung des Nichtbedrücktseins
Ebermann und Mense lesen gegen die zwanghafte Inszenierung des Nichtbedrücktseins

Mense: »Normal« ist gegenwärtig ein rechter Kampfbegriff. Man denke an die Nazis, die in Bautzen mit einem großen Banner (»Weiß, hetero, normal«) gegen den CSD protestierten. Dann gibt es noch das Lob der »einfachen, normalen Menschen, die arbeiten gehen«, das gerade in der Politik, in der Werbung und überall auftaucht. Diese beiden Vorstellungen von »normal« sind gar nicht so weit voneinander entfernt. Dahinter steckt immer eine sehr repressive, autoritäre Gesellschaftsvorstellung, die auch bewahrt werden soll. So wird dann, selbst wenn man es nicht ausspricht, auch das »Anormale« bestimmt. An dem AfD-Werbespot sieht man, dass schon in dieser vermeintlich harmlosen Vorstellung von »Normalität« die Brutalität schlummert, dass darin immer schon die Saat angelegt ist für faschistische Gemeinschaftsvorstellungen. Wir wollen auf der Bühne verdeutlichen, wo in dieser Vorstellung von Normalität und in der vorgeblichen Rationalität einer eigentlich irrationalen Ordnung das Grauen steckt.

Ebermann: Wer eine strikte Trennung zwischen dem »Normalen« und dem Pathogenen vornimmt, hat von der Welt, in der wir leben, nichts verstanden. Unser Anspruch ist, das Pathogene aus dem »Normalen« zu erklären und nicht beide als Gegensatz zu diskutieren. Ein Beispiel: Lebensberatungs- und Lebenshilfebücher. Alle würden sagen: »Das sind doch normale Bestseller, die beraten die Menschen doch und machen sie ein bisschen glücklicher!« Das teilen wir nicht. Das lachen wir lustvoll aus. Diese Bücher haben eine unheimlich hohe Auflage und sind eigentlich der reine Irrsinn, gelten aber als »Ratgeber«, die einem helfen, gut durchs Leben zu kommen. Ein anderes Beispiel: Ethikkommissare. Die gelten im Fernsehen als wandelnde Autoritäten, die alles bedenken. Das kommt vordergründig ganz vernünftig daher: »Wie viel können wir uns leisten? Wie hoch ist die Belastung des Gesundheitssystems durch diese oder jene Gruppe?« Wenn die über die Triage im Rahmen ihrer Ethikreglements diskutieren oder wenn über Eugenik historisch und aktuell geredet wird, ist das der pure Irrsinn, die reine Bestialität und Brutalität.

Interview

Thomas Ebermann, geb. 1951, ist Autor und Dramaturg. In seinem ersten Leben war er von 1987 bis 1989 Fraktionssprecher der Grünen im Bundestag. 1990 trat er aus der Partei aus. Seit vielen Jahren ist er mit ideologie- und gesellschaftskritischen Texten und Revuen auf Tournee, zuletzt mit dem »Anti-Heimatabend« (https://www.heimatfeindschaft.de).
Thorsten Mense, geb. 1980, ist freiberuflicher Soziologe, Autor, Filmvorführer. Er hält Vorträge und gibt Workshops zu den Übeln dieser Welt. Er war lange Mitglied im Forum für kritische Rechtsextremismusforschung in Leipzig. 2024 hat er zusammen mit Judith Goetz den Sammelband »Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus« (Unrast-Verlag) herausgegeben. Gemeinsam mit dem Theatermacher, Sound- und Videokünstler Florian Thamer gehen die beiden nun mit einem neuen Bühnenprogramm auf Tournee: »Normal – Eine Besichtigung des Wahns«.

Ein anderes Thema des Abends ist das extreme Effektivitäts- und Nützlichkeitsdenken im Kapitalismus: Nur wer arbeiten kann, nur wer einen Zweck hat, wer beweisen kann, dass er etwas zum Bruttosozialprodukt beiträgt, der soll auch essen.

Mense: Wir beziehen uns auf »Kritik der instrumentellen Vernunft« von Max Horkheimer und auf die »Dialektik der Aufklärung«, die er mit Adorno geschrieben hat. Das sind die theoretischen Grundlagentexte unseres Abends. Dieser Effektivitätsgedanke zieht sich ja durch die gesamte Gesellschaft und, als Teil dieser kapitalistischen Rationalität, durch alle unsere sozialen Beziehungen. Ein Großteil des Leides und der Unmenschlichkeit – und in seinen extremen Ausformungen Ideen wie Eugenik oder Euthanasie – sind Folgen dieser instrumentellen Vernunft, die sich über die Gesellschaft als Ganzes gestülpt hat und die alles beherrscht, auch das Nachdenken über die Gesellschaft und den Wert von Menschenleben. Der Grat zwischen den Vorschlägen der schon genannten Ethikkommissionen und den Forderungen der AfD ist schmal. »Wie viel kosten uns die psychisch Kranken? Und wer sagt, dass die nicht arbeiten gehen können?«, heißt es dann etwa. Wir wollen zeigen, dass das Pathogene im »Normalen« steckt und wie sich instrumentelle Vernunft und offensichtlicher Wahn ineinander verschränken.

Ebermann: Der Begriff »normal« boomt. Das zeigt eine Rechtsentwicklung an: Jeder muss sagen, wie sehr er den »normalen Menschen« wertschätzt, wie sehr auch er selbst »normal« ist und nicht abgehoben, nicht elitär, nicht Avantgarde. Und dass er die gleiche schlechte Musik wertschätzt wie die einfachen Menschen. In jeder Politikerrede ist der Begriff »normal« immer verknüpft mit der Vorstellung: Der Mensch steht früh auf, hat einen harten Arbeitstag und fällt abends erschlagen ins Bett. Dem gilt das Lob der Politiker, das ist die »Normalität«. Das ist ein erschreckendes Ausmaß an Anti-Hedonismus, eine Ablehnung noch der geringsten Selbstverwirklichungshoffnung.

Die deutsche NS-Vergangenheit soll »normal« werden, die militärische Aktivität der Bundeswehr soll »normal« werden, dass Neonazis im Bundestag sitzen, soll »normal« werden. Und jede Abweichung, alles, was sich nicht einfügen will, soll verschwinden.

Ebermann: Ich glaube, den Begriff »Bunter Vogel« statt »Pflichterfüller« kann man immer noch auf RTL2 hören.

Mense: Wenn es nicht stört, ist es erlaubt.

Ebermann: Ich muss an diese alten Karikaturen denken, in denen alle Bankangestellten den gleichen Dresscode haben. Das ist ja heute aufgelockert. Und das ist gerade der Trick, mit dem gesagt wird: »Ach, Adornos ›verwaltete Welt‹, pfff, das ist doch passé! Das ist doch aus der Zeit, wo der Bankangestellte noch gar nicht ohne Krawatte zur Arbeit kommen durfte und wo Kiffen noch ein Großverbrechen war. Im Lauf unseres Bühnenabends gibt es einen winzigen Filmausschnitt, da sagt der Jens Spahn: «Ich bin schwul, nicht queer.» Was er damit sagt, ist: «Ich bin in jeder Hinsicht angepasst. Ich bin komplett eindeutig. Macht euch keine Sorgen. Man kann mich kategorisieren. An mir ist nichts uneindeutig.»

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Zwei Begriffe, die in der öffentlichen Rede heute häufig auftauchen, sind «Bremser» und «Blockierer». Darin steckt ja die Vorstellung, in dieser Gesellschaft gibt es nur eine richtige Richtung oder nur eine richtige Ordnung. Und wenn man in die Richtung nicht gehen will, dann ist man ein «Bremser» oder ein «Blockierer». Das heißt, man ist entweder ein Störer oder jemand, der der Ordnung folgt.

Mense: Um die Leute, die nicht mitmachen wollen oder auch nicht mitmachen können, geht es uns auch in unserem Programm. Es gibt die Außenseiter, die wenigen, die sich dem verweigern. Und es gibt den «Normalen», der geht arbeiten. Und wenn er es nicht mehr kann, dann nimmt man den von der Ressource, denn: Der bringt ja der Gesellschaft nichts mehr! In diesem Diskurs, wo es nur um eine Kosten-Nutzen-Rechnung geht, um Produktivität und um Produktivitätssteigerung, wo die Menschen in erster Linie Humankapital sind, da zeigt sich einiges. Als «normal» gelten die, die produktiv sind. Es gibt natürlich in Deutschland auch einen ganz spezifischen Diskurs über Arbeit und welche Bedeutung sie in der Gesellschaft haben sollte. Da kann man auch vom Wahn deutscher Arbeit sprechen.

Ebermann: Der Gedanke, dass der Irrationalismus den Rechten gehört, ist bestenfalls die halbe Wahrheit.

Linke, die Ihr neues Programm noch nicht kennen, würden vielleicht sagen: «Wir sind doch die Vernünftigen, wir sind doch für eine vernünftig eingerichtete Gesellschaft. Das Irrationale gibt es doch nur bei den Reaktionären und Konservativen. Wir wollen doch die Welt verändern und verbessern!» Was sagen Sie denen?

Ebermann: Ich berichte dann gern ein bisschen aus meinen langjährigen Tourerfahrungen und davon, wie viel Esoterik mir begegnet, wenn man so unterwegs ist unter Linken. In Landkommunen und in Anti-AKW-Camps und auf Anti-Castor-Demonstrationen ist immer wieder die Erfahrung zu machen, dass die Linken selber glauben, dass es eine Rebellion gegen das Rationale gibt, indem man sich kundig macht über Hexenkunst und Indianerkunst und Schamanenkunst und Horoskope und damit irgendwie die bürgerliche Norm der reflektierten Rationalität außer Kraft setzt.

Wie ist es mit der «queeren Astrologie», über die Sie sich in Ihrem Programm lustig machen?

Ebermann: Scheußlich.

Mense: Natürlich finden wir das scheußlich. Wenn man den Begriff «links» ein bisschen weiter fasst und an ein alternatives, links geprägtes oder bauchlinkes Milieu denkt, dann sind hier Schnittmengen mit Leuten, die einerseits vielleicht eine vernünftige Einrichtung der Welt haben wollen, kapitalismuskritisch sind, aber doch in diese ganze Bio-, Ökoladen-, Anthroposophie-, Demeter-Ecke gehören. Da sind ja die Schnittmengen groß, wie man in der Pandemie gesehen hat. Untersuchungen haben gezeigt: Wo die Grünen früher stark waren, ist es heute die sogenannte Querdenkerszene. Und wenn man sich dann dieses Milieu anschaut und recherchiert, wo früher die Schnittmengen mit komplett wahnhaften rechten Lebensschutz-Leuten, Euthanasie-Anhängern und ähnlichen Leuten waren, gibt es schon eine krude Gemengelage. Man kann nicht so tun, als ob das nicht in die Linke hineinreicht.

Ebermann: Es gibt historisch eine pseudo-rationale Irrationalität in der kommunistischen Weltbewegung: Wer so übergroße Statuen bauen muss, um irgendwelche Staatsführer zu Übermenschen zu stilisieren, ist ja ein kompletter Irrationalist! Der Nobelpreisträger für Ökonomie, der von bürgerlicher Seite kommt, würde vielleicht sagen: «Wir wollen nicht klüger sein als der Markt!» Und der kommunistische Agitator würde vielleicht sagen: «Der Gang der Dinge ist determiniert durch den Historischen Materialismus und seine Erkenntnisse!» Die beiden konkurrieren dann schon in Sachen Blödheit und Esoterik.

Zwei Wahlplakate der Grünen zur Bundestagswahl: Auf dem einen ist Annalena Baerbock zu sehen, darunter steht riesengroß das Wort «Zusammen». Auf dem anderen Plakat ist Robert Habeck und unter seinem Konterfei steht riesengroß «Zuversicht». Floskeln, die früher auf CDU-Plakaten verwendet wurden, stehen heute auf Grünen-Wahlplakaten. Auch sonst herrscht überall volksgemeinschaftliches Fühlen und Zwangsoptimismus.

Ebermann: Das Dogma der «Zuversicht» ist ja gerade eines, das alles, was einen aus guten Gründen vergrübelt und manchmal verzweifelt sein lässt, beiseiteschiebt. Alles Belastende muss beiseitegeschoben werden durch «Positive Thinking»: «Zuversicht, Tatkraft, Ärmel aufkrempeln, Probleme anpacken statt zaudern!» Das ziehen wir ja alles durch den Kakao an diesem Abend. Das ist ja eigentlich ein Reflex auf diese ganze erfolgreiche Beratungsliteratur. Was kriegst du denn heute angeboten, wenn es dir dreckig geht? Diese erbaulichen Lebensberatungsbücher, die dir Tipps geben, wie du dich durchbeißt. Und dazu gehört das Gerede von der «Zuversicht», dieses ganze «Guck mal nach vorne» und «Unternimm mal eigene Schritte».

Aber ist es nicht mehr als das? Auf SPD-Wahlplakaten stehen mittlerweile NPD-Slogans. Auf einem großen SPD-Wahlplakat steht: «Wir kämpfen für Dich und Deutschland». Im Hintergrund ist eine riesige Deutschlandfahne zu sehen und im Vordergrund Olaf Scholz als Führerfigur. Auch das eine oder andere CDU/CSU-Plakat sieht heute aus wie ein Nazi-Plakat. Was hat sich da verändert?

Mense: Diese Normalisierungsdebatte in Deutschland gibt es schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs: dass man wieder ein «normales Land» sein will, dass man «mit der Vergangenheit abschließen» will. Die sogenannte Erinnerungskultur hat sich gewandelt, eine «Normalisierung» des deutschen Nationalismus hat stattgefunden, die dazu geführt hat, dass es mittlerweile längst auch einen grünen und linksliberalen Nationalismus gibt. Aber das ist ja nichts, was noch zu enthüllen wäre. Die Grünen sind schon vor ein paar Jahren in Schwarz-Rot-Gold auf die Bühne getreten und mit Strophen aus der deutschen Nationalhymne auf Wahlkampftour gegangen. Mich überrascht das nicht. Nationalismus ist längst nichts mehr, was nur rechts der CDU vertreten wird.

Ebermann: Noch mal kurz zurück zu der Zuversicht, die eigentlich eine Zwangszuversicht ist. Wenn ich bedenke, in welcher Zeitung unser Gespräch erscheinen wird, würde ich sagen: Alle Ausschnitte, die ich vom Parteitag der Linken gesehen habe, zeigten eine inszenierte gute Laune und Zuversicht. Immer wenn die Bundesligakonferenz gerade etwas Langweiliges bot, habe ich bei Phoenix mal in den Parteitag der Linken reingeguckt. Da habe ich beobachtet, dass das geheime Motto war: «Wir sind gut drauf! Wir sind überzeugt, dass wir die fünf Prozent locker schaffen! Wir sind so stolz auf die Mitgliederzuwächse! Endlich geht es uns gut! Und den Streit haben wir auch überwunden!» Diese zwanghafte Inszenierung von Nichtbedrücktsein sitzt tief in allen gesellschaftlichen Bereichen. Weswegen wir ja versuchen, Vergrübeltheit und negatorisches Denken auf die Bühne zu bringen, das aber wiederum mit Mitteln einer Revue und Fröhlichkeit.

Muss man sehr belesen und politisch geschult sein, um Ihren Bunten Negationsabend zu verstehen?

Mense: Wir wären ja doof, wenn wir jetzt Ja sagen würden (lacht). Unser Anspruch ist es, alles in verständlicher, unterhaltsamer satirischer Form auf die Bühne zu bringen. Gleichzeitig ist ein Mittel, mit dem wir arbeiten, auch die kurzzeitige intellektuelle Überforderung. Die werden aber auch Leute spüren, die die Sachen gelesen haben, die die inhaltliche Grundlage des Abends bilden.

Ebermann: Es gibt ja – hoffentlich kolportiere ich das richtig – den schönen Satz von Hermann Gremliza: «Jeder Satz, der leicht verständlich ist, verdient des Aufgeschriebenwerdens nicht.» Ich bin Anhänger dieses Gedankens. Ich möchte mich dazu bekennen, dass, ob ich nun Theater mache oder einen politischen Vortrag halte, ein Aspekt die Überforderung sein muss. Nur wer die Menschen ernst nimmt, steigt nicht auf ihr Niveau herab, sondern überfordert sie, setzt sich also dem Verdacht aus, Fremdworte zu benutzen, abgehoben zu sein, den Intellektuellen im Elfenbeinturm anzugehören – also all das, was so an reaktionärem Dreck gegen Überforderung und gegen alles Anspruchsvolle ins Feld geführt wird. Baut man seinen Vortrag oder politisch-satirischen Abend so, dass das Moment der Abstraktion abwechselt mit Episodischem, mit dem Erzählen von Beobachtungen, finden die Zuschauer schnell wieder rein.

1.2, Freiburg, Kulturrraum, 13.2. Esslingen, Komma, 15.2. Mannheim, zeitraumexit, 16.2. Oetinger Villa, 27.2. Nürnberg, Soft Spot, 28.2. München, Kafe Marat (wird fortgesetzt)

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