DB will fast das Dreifache für Anerkennung von VBB-Tickets im ICE

ICE und Intercity fahren mit VBB-Fahrkarte wohl ab Mitte Dezember Geschichte in Berlin und Brandenburg

Manche Fernzüge helfen bisher Pendlern in Brandenburg auch, überfüllten Regionalzügen zu entgehen.
Manche Fernzüge helfen bisher Pendlern in Brandenburg auch, überfüllten Regionalzügen zu entgehen.

Brandenburgs Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) ist verärgert über das Verhalten von DB Fernverkehr. »Einseitig« habe der Intercity- und ICE-Betreiber den Vertrag über die Anerkennung von Nahverkehrsfahrkarten in seinen Zügen gekündigt, erklärt er gegenüber »nd«.

Damit können nur noch bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember Fernzüge auf den Verbindungen Berlin-Prenzlau, Berlin-Elsterwerda und Potsdam-Cottbus zum VBB-Tarif genutzt werden. Derzeit ist das noch mit dem ganzen Sortiment des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg möglich – von der Einzelfahrt bis zum Deutschlandticket.

»Die Einigung zur Anerkennung des Deutschlandtickets im Fernverkehr war ursprünglich über eine zusätzliche Finanzierung durch das Land Brandenburg erreicht worden. Für Bahnreisende entstand so ein überaus attraktives Mobilitätsangebot«, blickt Infrastrukturminister Tabbert zurück.

Seit 2020 gibt es die Tarifkooperation zwischen VBB und DB Fernverkehr. Die konnte ihre teils mäßig ausgelasteten Fernzüge füllen. Im Gegenzug war Elsterwerda auch mit Nahverkehrstickets von Berlin aus stündlich erreichbar – der Regionalexpress erreicht die Stadt ganz im Süden Brandenburgs nur alle zwei Stunden.

Für Pendler aus Eberswalde oder Bernau eröffnete sich die Möglichkeit, die oft heillos überfüllten Regionalzüge zu umgehen, beziehungsweise überhaupt schnell nach Berlin zu kommen. Denn wegen seit vielen Jahren andauernden Bauarbeiten fahren immer wieder ausschließlich Fernzüge ohne Umsteigen auf der Strecke.

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Die Deutsche Bahn begründet die Kündigung des Vertrags damit, dass wegen der Anerkennung ihre Intercitys insbesondere auf der Verbindung Berlin–Elsterwerda »regelmäßig überfüllt« seien. »Eine Umstellung auf größere Fahrzeuge und eine Fortsetzung der Kooperation wäre nur bei einer stärkeren Kostenbeteiligung seitens des VBB sowie der Länder Berlin und Brandenburg möglich gewesen«, so die DB. Doch die Aufgabenträger seien »trotz intensiver Verhandlungen« nicht dazu bereit gewesen.

Minister Tabbert erläutert gegenüber »nd« den Grund. Die von DB Fernverkehr vorgeschlagenen Finanzierungsalternativen seien für das Land »nicht finanzierbar und in der Preisindikation in keiner Weise nachvollziehbar«. Konkret: »Sie würden für die Länder Brandenburg und Berlin fast eine Verdreifachung ihrer bisherigen Kosten bedeuten.«

»Aktuell werden mögliche Alternativangebote mit Regionalzügen für den Fahrplan 2026 geprüft«, teilt VBB-Sprecher Joachim Radünz auf Anfrage von »nd« mit.

Doberlug-Kirchhain und Elsterwerda könnten durch die Verlängerung derzeit noch weiter nördlich endender Züge dann einmal pro Stunde im Regionalverkehr angebunden werden. Fraglich ist allerdings, ob angesichts der Kürze der Zeit eine Umsetzung bis zum Fahrplanwechsel möglich ist. Richtung Bernau und Prenzlau sieht es mit zusätzlichen Regionalzügen angesichts der Streckenauslastung eher schlecht aus.

Alternativ könnte ein Zusatzabo für die Nutzung von Fernzügen im VBB eingeführt werden. Viele Regionen bieten das an – oft zu saftigen Preisen. Der Ruhrgebiets-Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zum Beispiel will dafür monatlich 93,30 Euro. Im Abo immerhin noch 79,90 Euro.

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