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Der Krieg war nie weg aus dem Gazastreifen

Israelische Armee hat Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet, Hamas antwortet mit Raketen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 4 Min.
Israelische Kampfpanzer im Süden Israels am Grenzzaun zum nördlichen Gazastreifen
Israelische Kampfpanzer im Süden Israels am Grenzzaun zum nördlichen Gazastreifen

Der Krieg ist zurück im Gazastreifen. Oder er war nie weg. Israel ist nach den schweren Luftangriffen – weit über 400 Getötete, darunter 183 Minderjährige und 94 Frauen – zur Bodenoffensive übergegangen. Das Ziel ist erneut die Kontrolle des sogenannten Netzarim-Korridors, der Landbrücke in der Mitte des Gazastreifens, die sich vom Mittelmeer in südöstlicher Richtung über 40 Kilometer bis zur Grenze mit Israel zieht. Die Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden soll gekappt werden.

Israel wolle eine begrenzte Pufferzone zwischen dem Norden und dem Süden errichten, teilte das israelische Militär mit. Demnach hätten Bodentruppen auch ihre Kontrolle im sogenannten Netzarim-Korridor ausgeweitet, hieß es weiter, Soldaten seien bis zur Mitte des strategisch bedeutsamen Korridors vorgerückt.

Alles auf Anfang

Vergangenen Monat waren die Soldaten von dort abgezogen worden, gemäß den Vereinbarungen des Waffenruhe-Abkommens, außer aus einem ein Kilometer breiten Gebiet unmittelbar an der Grenze zu Israel. Seitdem konnten die aus dem Norden vertriebenen Bewohner des Gazastreifens zurück in ihre Heimatorte. Was nun geschehen wird, ist völlig offen.

Man hat den Eindruck, dass der Krieg wieder von vorne beginnt, denn für die Palästinenser im Gazastreifen heißt es wieder, die wenigen Sachen, die ihnen geblieben sind, zusammenzupacken und zu fliehen. Dabei sind die Menschen entkräftet, da Israel seit rund zwei Wochen die Hilfslieferungen blockiert. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat bereits neue Anweisungen angekündigt. »Die Evakuierung der Bevölkerung aus den Kampfgebieten wird bald wieder beginnen«, sagte er in einer Videoansprache. Die Luftangriffe seien nur der erste Schritt gewesen. Was nun folge, sei viel schlimmer, sagte Katz, ohne Einzelheiten zu nennen. »Und Sie werden den vollen Preis zahlen«, warnte er die Bewohner.

Israels Verteidigungsminister droht mit Verwüstung des Gazastreifens

Katz nimmt die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens in Verantwortung für das, was die Hamas entscheidet, und winkt mit der Vertreibung: »Lassen Sie die Geiseln frei und vertreiben Sie die Hamas«, forderte er. »Dann eröffnen sich Ihnen andere Möglichkeiten.« Als Beispiel nannte er die Auswanderung in andere Länder. »Die Alternative ist die völlige Verwüstung.« Israel werde mit einer Kraft vorgehen, die die Menschen im Gazastreifen noch nicht erlebt hätten. An die Bewohner des Küstenstreifens gerichtet sprach er von einer »letzten Warnung«. Deutlicher lässt sich Israels Ziel, den Gazastreifen von seiner palästinensischen Bevölkerung zu befreien, nicht beschreiben.

»Lassen Sie die Geiseln frei und vertreiben Sie die Hamas.«

Israel Katz Israelischer Verteidigungsminister

Das israelische Militär will eigenen Angaben zufolge mit Hilfe der »gezielten Bodeneinsätze« auch eine nicht weiter beschriebene »Sicherheitszone« erweitern. Am Donnerstag sperrte die Armee die wichtigste Nord-Süd-Achse des Gazastreifens, die Salaheddin-Straße, für den Verkehr, angeblich »zur Sicherheit« der Bewohner. »In den letzten 24 Stunden haben Soldaten der israelischen Armee eine gezielte Bodenoperation im zentralen und südlichen Gazastreifen begonnen, um die Sicherheitszone zwischen dem nördlichen und südlichen Teil auszuweiten«, sagte Armeesprecher Avichay Adraee auf X.

Hamas feuert Raketen auf Tele Aviv ab

»Stattdessen sind Reisen vom nördlichen Gazastreifen in den Süden über die Al-Raschid-Küstenstraße möglich«, fügte Adraee hinzu, ohne näher zu erläutern, ob dies bedeutet, dass Bewegungen von Süden nach Norden verboten sind.

Ein Beamter des Innenministeriums von Gaza sagte, die israelische Armee habe die sogenannte Netzarim-Kreuzung an der Salaheddin-Straße südlich von Gaza-Stadt am Mittwochabend geschlossen.

Die Hamas reagierte auf die Wiederaufnahme des Krieges durch das israelische Militär mit Raketenangriffen. Am Donnerstag habe man Tel Aviv beschossen –als Reaktion auf »die zionistischen Massaker an Zivilisten«. Die israelische Armee zählte drei Geschosse, von denen eins abgefangen worden sei und die anderen beiden auf freiem Feld eingeschlagen seien. Mit Agenturen

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