ÖPNV in Berlin: Bau der Tram Ostkreuz wird langwierige Sache

Bus statt Straßenbahn heißt es bald auf der Linie 21 in Friedrichshain – voraussichtlich für mehrere Jahre

Während die Straßenbahnlinie 21 in absehbarer Zukunft nicht ans Ostkreuz verlegt wird, zerfällt die bis dahin genutzte Strecke und kann bald nicht mehr durchgehend befahren werden.
Während die Straßenbahnlinie 21 in absehbarer Zukunft nicht ans Ostkreuz verlegt wird, zerfällt die bis dahin genutzte Strecke und kann bald nicht mehr durchgehend befahren werden.

»Die BVG sieht derzeit Ende 2025 eine zwingend notwendige betriebsbedingte Stilllegung der Bestandstrecke der Linie 21 auf der Boxhagener Straße und Marktstraße zwischen den Haltestellen Holteistraße und Marktstraße beziehungsweise S Rummelsburg vor«, heißt es von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) auf Anfrage von »nd«.

Wahrscheinlich über Jahre wird damit die trotz des nicht sonderlich attraktiven 20-Minuten-Takts gut angenommene Straßenbahnlinie zweigeteilt sein. Bereits an der Haltestelle Wismarplatz soll für die vom Bahnhof Lichtenberg kommenden Züge Schluss sein. Dort soll eine »temporäre Zwischenendstelle« entstehen, eine Weichenverbindung, um das Richtungsgleis wechseln zu können. Erst ab Rummelsburg soll es dann mit der Süd-21 weiter Richtung Bahnhof Schöneweide gehen.

Dazwischen muss der Bus genutzt werden. Ob ein echter Ersatzverkehr eingerichtet wird oder die Fahrgäste für den Abschnitt auf die parallel verkehrende Buslinie 240 verwiesen werden, will die BVG nicht verraten. Es werde »rechtzeitig über die Baumaßnahme und die genaue Ausgestaltung des Ersatzangebotes informiert«, teilt die BVG-Pressestelle mit.

Der Einbau der Weichen am Wismarplatz sei im vierten Quartal geplant, so die BVG. Eine Baufirma hat die BVG bereits im Januar dafür gefunden, wie aus den Vergabebekanntmachungen ersichtlich ist. Bestenfalls bis November, vielleicht aber auch nur im Oktober seien die Gleise noch sicher befahrbar, schätzen Insider.

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Grund für das Ungemach ist das sich bereits seit vielen Jahren ziehende Planfeststellungsverfahren für die Umlegung der Tram 21 durch die Sonntagstraße zum Bahnhof Ostkreuz. Unter anderem die Feuerwehr hatte erhebliche Einwände. Die Gleise der Altstrecke sind verschlissen und es gibt keine Bereitschaft, noch Geld in die Altstrecke zu investieren.

Bemerkenswert ist jedoch, dass bei der Straßenbahnlinie M13 derzeit die Gleise an der Kurve zwischen Holtei- und Wühlischstraße erneuert werden, obwohl auch dieser Abschnitt für die Tram Ostkreuz neu gebaut werden muss.

Wann der Planfeststellungsbeschluss für die lange erwartete Strecke tatsächlich vorliegt, ist derzeit nicht abzusehen. Immerhin erklärt die Pressestelle der Senatsverkehrsverwaltung auf nd-Anfrage, dass es »keinen Finanzierungsstopp für die Weiterführung des Projekts« gebe.

Eine schnelle Inbetriebnahme der rund 1,2 Kilometer langen Neubaustrecke ist allerdings auch nach Erteilung des Baurechts nicht zu erwarten. Denn zunächst sind diverse Netzbetreiber am Zug, um ihre Leitungen zu verlegen und erneuern.

Berliner Energie und Wärme (BEW) gibt auf Anfrage von »nd« an, rund 500 Meter Fernwärmeleitungen umlegen zu müssen. Vorbereitende Maßnahmen seien bereits ergriffen worden. »Die Koordinierung mit den anderen Infrastrukturbetreibern bezüglich der Zeitplanung und anderer Details kann allerdings erst mit Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses beginnen«, erklärt deren Sprecher Jannes Schwentu.

Ein umfangreiches Programm steht auch bei den Wasserbetrieben an. Trinkwasserleitungen und Abwasserkanäle müssen im ganzen Bereich von Alt- und Neubaustrecke erneuert und teilweise verlegt werden. Die Entwurfsplanung sei fertig, müsse aber gegebenenfalls nach Planfeststellungsbeschluss noch einmal angepasst werden. Inklusive Ausschreibung der Bauleistungen rechnen die Wasserbetriebe mit »etwa einem Jahr Vorlauf« und anschließend »mit etwa einem Jahr Bauzeit«, so Sprecher Stephan Natz zu »nd«.

Dazu kommen noch die Arbeiten für die Straßenentwässerung der Bahnhofsvorplätze auf der Nordseite vom Ostkreuz. Voraussichtlich von August 2026 bis Ende 2027 werde diese auf der Friedrichshainer Seite gebaut. Auf der Rummelsburger Seite laufen diese schon und werden »voraussichtlich in genau einem Jahr fertig«, kündigt Natz an.

Wegen dieser Baustelle ist auch seit Mitte März der kurze Fußweg von der Marktstraße zum Bahnhof Ostkreuz Geschichte. Der im Juli 2021 freigegebene provisorische Zugang musste gesperrt werden.

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