Pleite von Ziegert: Kein Verlust

Luxus-Wohnungen sind nicht nur für die Entwicklung der Stadt problematisch, sondern nicht mal auf dem Markt gefragt, meint David Rojas Kienzle

Mehr als 20 000 Eigentumswohnungen hat Ziegert in 40 Jahren an Privatpersonen verkauft
Mehr als 20 000 Eigentumswohnungen hat Ziegert in 40 Jahren an Privatpersonen verkauft

Der Ausverkauf der Stadt lohnt sich nicht mehr – zumindest für Ziegert nicht. Wie das Immobilienunternehmen am Montag mitteilte, haben drei Gesellschaften, die Ziegert Group Holding GmbH, die Ziegert GmbH und Incept GmbH einen Insolvenzantrag gestellt.

In den letzten Jahren trat Ziegert vor allem als Maklerunternehmen für (Luxus-)Wohnungen und die Entwicklung von Immobilien auf. Zuletzt sorgte das Unternehmen für Aufregung, weil es laut Recherchen des »Tagesspiegels« in Neukölln Sozialwohnungen als Eigentumswohnungen verkaufte und Käufer*innen anbot, eventuelle Bußgelder wegen Verstoßes gegen die Belegungsbindung zu übernehmen.

Davor allerdings stand das Unternehmen für etwas anderes: die Umwandlung von Mietshäusern in Eigentumswohnungen mit entsprechender Entmietung. In der Pressemitteilung rühmt sich die Gruppe damit, in den 40 Jahren seiner Tätigkeit mehr als 20 000 Wohnungen an Privatpersonen verkauft zu haben. Damit habe man »einen wesentlichen Beitrag zur Eigentums- und Vermögensbildung geleistet und an der urbanen Erschließung zahlreicher Bezirke mitgewirkt«, so Ziegert.

Dass damit jetzt Schluss ist, führt das Unternehmen auf ein »nachhaltig und dauerhaft schlechtes Marktumfeld für den Wohnimmobiliensektor« zurück, »mit hohen Zinsen, steigenden Baukosten und einer negativ geprägten Stimmung unter Immobilienkäufern«. Man könnte es auch simpler formulieren: Berlin braucht nicht noch mehr Eigentums- und Luxuswohnungen für wenige. Das ist nicht nur eine politische Forderung, sondern offensichtlich auch Realität auf dem Wohnungsmarkt. Bezahlbaren Wohnraum für alle braucht es hingegen zweifellos. Aber das regelt der Markt ganz offensichtlich nicht.

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