- Berlin
- Mietenwahnsinn
Heimstaden: Keine Heizung, volle Miete
Am Kaiserdamm 21 in Charlottenburg kämpfen Mieter um Mietminderungen
Es gibt auch gute Nachrichten bei Heimstaden. Am Kaiserdamm 21 in Charlottenburg funktioniert die Heizung. Im Winter 2023/24 sah das noch anders aus. Mieter*innen konnten über Monate Wohnungen nicht auf Temperatur bringen, mussten teilweise woanders unterkommen. Einzelne Mieter*innen berichteten »nd« davon, dass die Temperatur nicht über 10 Grad steige, ein*e Mieter*in heizte ihre Küche mit dem Backofen. Die Heizung wurde zwar Mitte März 2024 repariert und die Wohnungen waren in diesem Winter wieder bewohnbar, aber die Mieter*innen haben immer noch mit den Folgen zu kämpfen. Vermieter Heimstaden verweigert in mehreren Fällen beantragte Mietminderungen.
Eine Mieterin, die nicht namentlich genannt werden will, berichtet »nd«, sie habe im April eine Mietminderung angemerkt, aber seither nichts von Heimstaden gehört. Ein anderer Mieter hat mithilfe des Mietervereins den Vermieter verklagt, nachdem er sich über Monate nicht gerührt hatte. Dabei geht es nicht um Peanuts – er fordert mehr als 4000 Euro. Eine weitere Mietpartei hat sich nach nd-Informationen nach Klageerhebung außergerichtlich mit dem Vermieter geeinigt.
Anfang 2024 hatte Heimstaden noch anderes verkündet. Auf nd-Anfrage erklärte ein Sprecher damals, dass pauschal 80 Euro für Elektroradiatoren bereitgestellt würden. »Außerdem werden die Stromkosten in Abstimmung mit dem Propertymanagement von Heimstaden bei der späteren Berechnung einer Mietminderung für die betroffenen Wohnungen jeweils pauschal berücksichtigt«, so der Sprecher damals.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Auf Nachfrage erklärt Heimstaden heute, dass man bei dem Vorhaben bleiben will. Man biete generell bei länger anhaltenden Heizungsausfällen den Mieter*innen an, einen Heizradiator im Wert von 80 Euro zu erwerben, so Michael Lippitsch, Pressesprecher des Unternehmens. »Für die Nutzung des Geräts sowie die anfallenden Stromkosten erstatten wir zusätzlich pauschal fünf Euro pro Tag für die Dauer des Heizungsausfalls.« Lippitsch erklärt weiter, man werde berechtigte Mietminderungsanträge »natürlich« akzeptieren. »Wenn noch keine Antwort erfolgt ist, bitten wir das zu entschuldigen«, so der Sprecher weiter. »Da steckt kein böser Wille dahinter, sondern ein Rückstau an Tickets, an dessen Abarbeitung meine Kollegen intensiv arbeiten.«
Die Initiative »Stop Heimstaden«, in der sich die Mieter*innen des Konzerns organisieren, kritisiert das Vorgehen des Unternehmens. Dass Mieter*innen über Monate hinweg ihre Wohnungen nicht beheizen konnten, sei an sich schon eine Frechheit, so eine Sprecherin der Initiative zu »nd«. »Aber dass Heimstaden jetzt denselben Mieter*innen wieder monatelang die Erstattung der Mietminderung wegen eben dieses Heizungsausfalls vorenthält, ist schon sehr dreist.«
Die Initiative beklagt seit Langem, dass der Konzern nicht auf Anfragen reagiert. »Wenn Heimstaden zu wenig Personal hat, um die Abarbeitung der Tickets zeitnah zu gewährleisten, soll Heimstaden eben mehr Personal einstellen«, fordert die Sprecherin. Die Mieten, die man zahle, seien hoch genug. »Wir Mieter*innen sind für Heimstaden nur Mittel zum Zweck für höhere Profite. Das ist das Grundproblem und da muss die Politik endlich entschieden ran.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.