Latinos bestellen Obama zur Rede

Südamerikas Präsidenten wollen Treffen über US-Basen mit ihrem US-Konterpart

  • Gerhard Dilger, Porto Alegre
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf einem Gipfel der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito äußerten sich die Staatschefs am Montag (Ortszeit) besorgt über die Absicht Kolumbiens, US-amerikanischen Soldaten Zugang zu sieben Militärstützpunkten zu gewähren.

Die Botschaft ist deutlich: Südamerikas Präsidenten möchten die Pläne für eine Aufstockung der US-Militärpräsenz in Kolumbien mit Barack Obama besprechen. Der Brasilianer Luiz Inácio »Lula« da Silva schlug vor, den US-amerikanischen Kollegen im Vorfeld der UN-Hauptversammlung im September zu einem Treffen in New York einzuladen. Schärfere Töne kamen vom venezolanischen Präsidenten: »Winde des Krieges beginnen wieder zu wehen«, sagte Hugo Chávez aus Venezuela.

Washington nimmt die von Ecuadors am Montag wiedervereidigtem Präsidenten Rafael Correa verfügte Schließung des US-Stützpunkts in Manta zum Anlass, um Kolumbien mehr denn je zuvor zum militärischen Brückenkopf auszubauen. Auf den sieben Basen sollen bis zu 800 Soldaten und 600

Mitglieder privater Militärfirmen stationiert werden – angeblich ausschließlich für den Kampf gegen Drogenhandel und »Terrorismus«. Derzeit halten sich gut 300 US-Soldaten und etwa 100 Söldner in Kolumbien auf. Der Bolivianer Evo Morales erinnerte daran, wie er in den 90er Jahren als Gewerkschafter der Kokabauern von US-Militärs und ihren einheimischen Helfershelfern schikaniert worden war. Am entschiedensten wehren sich Rafael Correa und Hugo Chávez, die im Juli erneut von kolumbianischen Regierungsmitgliedern als Verbündete der FARC-Guerilla bezeichnet worden waren – offenbar, um von den Geheimverhandlungen mit den USA anzulenken. So wurde im Juli der alte Vorwurf aufgewärmt, die FARC hätten 2006 den ersten Wahlkampf Correas mitfinanziert. Schwedische Panzerfäuste wie jene, die jüngst in einem FARC-Lager gefunden wurden, nutzt Venezuelas Armee bereits seit den 80er Jahren.

In Quito sprang Lula da Silva ebenfalls in die Bresche: Es gebe immer noch Botschafter, die sich in Wahlen anderer Länder einmischten, sagte der brasilianische Präsident spontan. Im Hinblick auf die Ölvorkommen im Atlantik sei er zudem«zutiefst besorgt« über die Vierte Flotte der US-Marine, die im Juli 2008 nach 58 Jahren wieder aktiviert wurde und in den Wässern Lateinamerikas und der Karibik kreuzt.

In Brasilía hat man auch genau registriert, dass die USA bei der Neusortierung der Basen keineswegs nur den »Antidrogenkrieg« im Blick haben. Der zentralkolumbianische Luftwaffenstützpunkt Palanquero solle in einer Übergangszeit »genügend Luftmobilität auf dem südamerikanischen Kontinent garantieren«, heißt es im Strategiepapier der US-Luftwaffe »Global En Route Strategy«. Von dort aus deckt die Reichweite des zum Truppentransport genutzten Flugzeugs Globemaster C-17 praktisch das gesamte Amazonasgebiet, Peru und Bolivien ab. Die Argentinierin Cristina Fernández de Kirchner erklärte sich nun bereit, Ende August einen UNASUR-Krisengipfel in de Andenstadt Bariloche auszurichten. Dazu will sie, ganz im Sinne Lulas, den kolumbianischen Staatschef Álvaro Uribe einzuladen, der dem Stelldichein in Quito ferngeblieben war.

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