Entthronte Weltmeister
Der Sturz von Weltmeistern hat momentan Konjunktur. Schließlich ist Leichtathletik-WM, und nicht einmal sportlich-finanzielle Überfliegerinnen wie die Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa haben Titel gepachtet. Da wollen die Experten der deutschen Außenhandelskammern nicht hinten anstehen – und prognostizieren, dass Deutschland in diesem Jahr wegen der Wirtschaftskrise seinen ehernen Spitzenplatz unter den Exportgroßmächten verlieren dürfte.
Pech oder Schicksal, die im Sport gerne bemüht werden, taugen in der Ökonomie nicht als Erklärung. Die Krise ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern Ausdruck weltwirtschaftlicher Ungleichgewichte. Deutschland, aber auch Japan und China hatten sich in einem System eingerichtet, das ihnen riesige Außenhandelsüberschüsse bescherte, welche besonders die Konjunktur-Lok USA durch irrwitzige Defizite finanzierte. Trotz aller Warnrufe machte man weiter – und leckt jetzt die Wunden.
Dass die deutsche Konjunktur besonders stark abgestürzt ist, erklärt sich aus der Exportlastigkeit. Eine rasche Rückkehr an die Spitze ist daher nicht wünschenswert – zumal dies nur mit noch stärkerem Lohndruck gelingen könnte. Gefragt wäre eine andere, nachhaltige Wirtschaftspolitik. Einfach nur mehr Fleiß kann bestenfalls den Leichtathleten helfen.
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