Calley entschuldigte sich für Massaker

41 Jahre nach den US-Greueln in Son My

  • Lesedauer: 2 Min.
Einer der Verantwortlichen des Massakers von Son My (My Lai) im Vietnamkrieg, William Calley, hat sich nach mehr als 41 Jahren öffentlich für das Verbrechen entschuldigt.

Washington/Hanoi (AFP/ND). »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht Bedauern über das empfinde, was damals in My Lai geschah«, sagte Calley (66) vor Mitgliedern einer karitativen Vereinigung im US-Bundesstaat Georgia. »Ich fühle Reue wegen der Vietnamesen, die getötet wurden, wegen ihrer Familien und der US-Soldaten, die beteiligt waren, und ihrer Angehörigen – es tut mir sehr leid.«

Das Massaker verübte Calleys Einheit am 16. März 1968 in der kleinen südvietnamesischen Ortschaft Son My, über 500 unbewaffnete Dorfbewohner wurden ermordet. Calley nahm selbst an den Massenexekutionen teil. Ans Licht kam die Greueltat erst rund anderthalb Jahre später, als der Journalist Seymour Hersh nach langen Gesprächen mit Calley über das Verbrechen schrieb.

Nach dem Bekanntwerden des Massakers ließ die Unterstützung in den USA für den Vietnamkrieg deutlich nach.

Calley wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, jedoch nach drei Jahren Hausarrest auf Intervention des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon wieder freigelassen. Heute lebt er in Atlanta (Georgia). Sein direkter Vorgesetzter wurde zwar wegen Son My ebenfalls vor Gericht gestellt, jedoch von allen Anklagepunkten freigesprochen.

Ein Überlebender des Massakers sagte, er begrüße Calleys öffentliche Entschuldigung, doch komme diese zu spät. »Es ist eine Angelegenheit aus der Vergangenheit, und wir akzeptieren seine Entschuldigungen – doch sie kommen zu spät«, erklärte Pham Thanh Cong, der heute ein kleines Museum in Son My leitet, der Nachrichtenagentur AFP: »Mir wäre es schon lieber, wenn er seine Entschuldigung als Brief oder E-Mail an mich schickte.« Er wolle, dass Calley nach Vietnam zurückkehre und sich die Lage vor Ort ansehe. Vielleicht bereue er »seine Verbrechen und Fehler« von vor über 41 Jahren inzwischen ja tatsächlich. Cong verlor bei dem Massaker seine Mutter und seine Brüder.

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