Die Einzige

Marsieh Wahid Dastdscherdi ist neue Gesundheitsministerin Irans

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Marsieh Wahid Dastdscherdi lässt sich offenbar nicht beeindrucken von dem teils ablehnenden Echo, das ihre Ernennung zur iranischen Ministerin hervorrief – der ersten seit der Islamischen Revolution. Sie sei, so sagte sie am Donnerstag, »stolz und erhobenen Hauptes«. Da war sie gerade mit 175 gegen 82 Stimmen im iranischen Parlament als neue Gesundheitsministerin bestätigt worden. Massive Kritik mussten auch männliche Ministerkandidaten einstecken, von denen sich einige viel knapper als Frau Dastdscherdi behaupteten. Andere wurden ganz abgelehnt, darunter auch zwei weitere Frauen. Damit müsse man leben in der Politik, sagt sie.

Was sie verständnislos macht, ist die Tatsache, dass die drei im August nominierten Frauen von Anfang an von Aktivistinnen der iranischen Frauenbewegung hart kritisiert wurden: als Schoßhündchen des Präsidenten, als linientreue Marionetten und auch als inkompetent und überflüssig. Damit sind die Kritikerinnen sicher ungewollt recht nahe beim erzkonservativen Ajatollah Ahmed Chatami: Der Islam respektiere zwar die Frauen. Das, so Chatami mit Verweis auf von ihm vermutete generelle Defizite bei Frauen, sei allerdings kein Grund, sie in öffentliche Ämter zu berufen.

Die neue Ministerin aber zeigt sich davon nicht beeindruckt, spricht vielmehr von der Verwirklichung eines Traums. Vielleicht auch deshalb, weil sie auch bisher schon auf eine respektable Lebensleistung zurückblicken kann. 1959 in Teheran geboren, studierte Dastdscherdi an der Teheraner Universität Medizin und arbeitete später als Gynäkologin. Daneben lehrte sie als Dozentin an der Teheraner Universität.

»Nebenbei« begann sie 1992 eine politische Karriere als Parlamentsabgeordnete. Ab 1997 hatten wieder ärztliche Praxis und Universität den Vorrang – diesmal als Dekanin der Medizinfakultät auf der Insel Kisch im Golf.

Den Vorwurf, sie tue nichts für Frauenrechte, kontert sie mit dem Argument, sie setze sich in erster Linie für »medizinische Gerechtigkeit« ein. Nicht nur die Einwohner in Großstädten, sondern auch die Unterprivilegierten in abgelegenen Provinzen und Dörfern sollten ein Recht auf hochwertige medizinische Versorgung haben.

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