Treck-Tagebuch

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.

Das große Nebelhorn hat zum Aufbruch geblasen. Von Gen-thien geht es am Freitag auf die letzte Etappe nach Potsdam und dann am Nachmittag weiter nach Berlin. Die Polizei stoppt den Treck, »weil ein Radioaktivitätszeichen am mitreisenden Castor die Bevölkerung verunsichern könnte«. Doch bald geht es weiter – mit Castor-Attrappe und Radioaktivitätszeichen. Am Morgen sind in Jeetzel im Wendland noch einmal 200 Trecker gestartet. Weitere 100 Traktoren, die nicht so schnell fahren können, reisen Huckepack mit. Alle Traktoren treffen sich am Abend in Berlin-Gatow.

Die Übergriffe der Polizei am Donnerstag in Morsleben sorgen immer noch für Gesprächsstoff. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hat Strafanzeigen gegen Prügel-Polizisten angekündigt. Nach Angaben von Greenpeace-Mann Mathias Edler, der selber Tränengas abbekommen hat, waren Beamte aus Magdeburg besonders ruppig. Dieselbe Einheit sei im Wendland schon mal mit gezückten Messern auf blockierende Demonstranten losgestürmt. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) soll inzwischen den gestrigen Polizeieinsatz bedauert haben.

Schade, am Samstag bei der Demo dürfen nur 50 Traktoren mitrollen. Die anderen fahren direkt zum Brandenburger Tor, wo um 15 Uhr die Abschlusskundgebung beginnen soll – wahrscheinlich wird es viel später werden. Immerhin werden diese Trecker von einer Sondereinheit der Polizei eskortiert, die sonst bei Staatsbesuchen eingesetzt wird.

Die vielen tausend Demonstranten können sich diversen Blöcken anschließen. Das Angebot ist groß und treibt zum Teil kuriose Blüten. Es gibt einen »antikapitalistischen Block«, einen »Anti-Kohle-Block« und einen »Weißen Block« – der wendet sich »an spirituell orientierte Menschen, welche die Notwendigkeit spüren, ihre Liebe zu dieser Welt nicht nur auf dem Meditationskissen auszuleben«.

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