Koalitionspoker begann in Erfurt

Sondierungsgespräch zwischen LINKE und SPD

  • Peter Liebers
  • Lesedauer: 2 Min.
In Erfurt hat gestern das Pokerspiel um die künftige Koalitionsregierung in Thüringen begonnen. LINKE und SPD trafen sich zu einem ersten Gespräch – während sich die CDU intensiv auf eine Koalition mit den Sozialdemokraten vorbereitet.

Das Gespräch habe in einem entspannten Klima stattgefunden, sagte der Spitzenkandidat der LINKEN, Bodo Ramelow, dem ND nach der eineinhalbstündigen Zusammenkunft. »Die LINKE ist entschlossen, den Politikwechsel einzuleiten und zu ermöglichen«, sagte er. Die Gesprächspartner hätten verabredet, eine auf fünf Jahre angelegte Regierung zu stellen, die eine stabile Mehrheit hat. Deshalb sei eine gemeinsame Einladung an die Grünen ergangen, um mit ihnen die Gespräche weiter zu führen. Dazu werde es drei Zusammenkünfte geben. SPD-Landeschef Christoph Matschie kündigte an, »ergebnissoffene Gespräche« mit allen infrage kommenden Parteien führen zu wollen. Ein erstes Sondierungsgespräch zwischen SPD und CDU ist für den heutigen Sonnabend vereinbart. Inzwischen hat der vormalige SPD-Landeschef Gerd Schuchardt eine Koalition seiner Partei mit der CDU gefordert, die er höchst unpassend als Große Koalition bezeichnete.

Dieter Althaus ist seit seinem Rücktritt am Donnerstag abgetaucht. In der Erfurter Staatskanzlei amtiert inzwischen Finanzministerin Birgit Diezel. Althaus habe sie in einem persönlichen Brief darum gebeten, teilte sie mit. Sie sei vom Rücktritt überrascht worden und tief betroffen. Noch am Vorabend habe Althaus die Vorbereitung des Sondierungsgesprächs mit der SPD geleitet. Von Rücktritt sei da nichts zu spüren gewesen.

In Erfurt wird seither gerätselt, was den Amtsverzicht bewirkt hat. Dass sich Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) gestern zu Wort meldete und betonte, der Rücktritt seines Nachfolgers habe den Weg zu einer Koalition mit der SPD frei gemacht, nährt die Vermutung, dass er in der fraglichen Nacht die Weichen gestellt hat. CDU-Präsidium und -Landtagsfraktion gaben vor, die Rücktrittsgründe nicht zu kennen. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstagabend wurde auf Nachfragen stereotyp deklamiert, es seien persönliche Gründe, die bedauert, aber respektiert würden.

Die CDU geht offenbar fest davon aus, ihre Macht mit einer CDU-SPD-Koalition retten zu können. Die Vorbereitung der Gespräche habe anhand der Wahlprogramme eine Übereinstimmung in 100 Punkten ergeben, sagte Diezel. Nur 30 müssten noch beraten werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.