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Wo ist links?

Arte fragt sich:

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Jahre 2009 scheinen die politischen Landschaften beiderseits des Rheins wie umgepflügt. Die französische Parti Socialiste (PS), die Partei des großen Francois Mitterand, verharrt seit Jahren in der Opposition, präsentiert sich heillos zerstritten. Ihrem deutschen Pendant, der SPD, geht es nicht viel besser. Nur eine Koalition mit dem politischen Gegner hält die Genossen noch an der Macht.

Trotzdem: Links der beiden einst großen Arbeiterparteien regt sich neues politisches Leben. Für den Kultursender Arte war diese »Renaissance der Linken« Anlass genug, der neuen Bewegung einen Themenabend »Wo ist links?« zu widmen.

Dreh- und Angelpunkt: die Reportage »Links um!« des deutschen Filmemachers Dietrich Krauß. Der Filmemacher verschweigt keinesfalls die Probleme der Linken in beiden Ländern. Vielleicht macht er es sich im Fall der Linkspartei sogar etwas zu einfach. Denn für Krauß scheint die Sache klar: Ehemalige SED-Funktionäre und enttäuschte Sozialdemokraten taten sich im Jahre 2005 zusammen, um fortan unter dem Namen »Die LINKE« auf Stimmenfang zu gehen. Krauß filmt ehemalige SPD-Genossen im Saarland, die während des Wahlkampfes auf aktive Sozialdemokraten treffen. Im Osten besucht er das »Fest der LINKEN« in der Berliner Kulturbrauerei, um zu zeigen, dass viele ostdeutsche Parteimitglieder mittlerweile hochbetagt sind. Und auch der junge Bundestagskandidat, der im verregneten Nordhausen vergeblich auf interessierte Jugendliche wartet, verstärkt beim Zuschauer den Eindruck, die LINKE im Osten habe ein Nachwuchsproblem. Die Bruchlinien innerhalb der LINKEN scheinen klar: Ost gegen West, Sozis gegen SED-Kader und dann natürlich die Linksradikalen vom Schlage einer Sahra Wagenknecht.

Doch während in Deutschland innerhalb einer Partei um den richtigen Kurs gerungen wird, sind es in Frankreich gleich drei Parteien, die links von der Parti Socialiste um die Wählergunst buhlen. Zum Einen ist da die Parti de gauche (Partei der Linken) des ehemaligen PS-Funktionärs Jean-Luc Melenchon, der von Krauß als Oskar Lafontaine der französischen Linken präsentiert wird. Immerhin war Melenchon einmal Bildungsminister unter Lionel Jospin. Doch neben ihm gibt es den beim Volk ungleich beliebteren Olivier Besancenot. Der 35-jährige Briefträger schneidet bei Umfragen sogar besser ab als Sarkozy. Den hohen Sympathiewerten zum Trotz blieb seine antikapitalistische Partei NPD bei den Europawahlen unter fünf Prozent. Die Dritten im Bunde sind die Kommunisten von der PCF.

Die französische »Partei der Linken« ist eben nur eine Partei unter den Linken. Denn weder die Chefin der Kommunisten, Marie-George Buffet, noch der trotzkistische Briefträger Besancenot wollen ihre Parteien mit der Parti de Gauche fusionieren. Einen möglichen Ausweg aus dieser Zwickmühle kann auch Krauß nicht aufzeigen. Insofern wird er seinem selbst formulierten Anspruch, die noch bevorstehende »langfristige Entwicklung der Linken« zu beleuchten, nicht gerecht. Sein Film lässt den Zuschauer etwas ratlos zurück. Und auch die anschließende Expertendiskussion förderte da wenig Erhellendes zutage. Vielleicht stand der Arte-Themenabend auch unter dem falschen Motto: Nicht »Wo ist links?« hätte es heißen müssen, sondern »Wohin will links?«.

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