Keine Palästinenser-Versöhnung

Konferenz in Kairo geplatzt / Hamas wirft Abbas »Hochverrat« vor

  • Lesedauer: 2 Min.
Die für Ende Oktober geplante Versöhnungskonferenz der tief zerstrittenen Palästinensergruppen ist geplatzt. Die im Gazastreifen herrschende Hamas-Organisation bat Ägypten am Mittwoch, eine für den 26. Oktober in Kairo vorgesehene Unterzeichnungszeremonie zu verschieben.

Gaza/Tel Aviv (dpa/ND). Auslöser für das Scheitern ist ein Streit über den sogenannten Goldstone-Bericht zum Gaza-Krieg vom Jahreswechsel. Die Hamas wirft Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor, er habe am Freitag persönlich einer Verschiebung der Abstimmung im UNO-Menschenrechtsrat zugestimmt. Die Hamas bezichtigt Abbas in diesem Zusammenhang des »Hochverrats«.

Angesichts von Rücktrittsforderungen an Abbas aus allen politischen Lagern räumte der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat am Mittwoch erstmals einen Fehler ein. Dieser werde korrigiert, sobald Abbas an diesem Donnerstag von einer Auslandsreise wieder nach Ramallah zurückgekehrt sei.

In einer Art Schadensbegrenzung unterstützt die Palästinenserführung jetzt einen Antrag Libyens, den Bericht im UNO-Sicherheitsrat zu beraten.

Der südafrikanische Anwalt Richard Goldstone hatte in seinem Report Israel und der Hamas Kriegsverbrechen vorgeworfen. Darüber hinaus schlug er eine unabhängige Untersuchung vor. Der Bericht hat in Israel für große Empörung gesorgt. Die israelische Armee wird unter anderem beschuldigt, während ihres 22 Tage langen Feldzuges absichtlich palästinensische Zivilisten angegriffen und damit Kriegsverbrechen begangen zu haben.

Die Regierung in Jerusalem will eine Abstimmung aus zwei Gründen verhindern: Zum einen wäre damit der erste Schritte auf dem Weg zu möglichen Kriegsverbrechertribunalen gemacht. Zum anderen würde Israel nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu keine Risiken mehr im Friedensprozess eingehen, wenn es nicht mehr auf sein Recht auf Selbstverteidigung zählen könne.

In den Palästinensergebieten reißen die Proteste aus allen politischen Lagern gegen die Entscheidung der Führung um Abbas nicht ab. Die Hamas verlangt nach den Worten ihres Sprechers Salah al- Bardawil, dass sich Abbas bei allen Palästinensern öffentlich entschuldigt. Bardawil bezeichnete die Zustimmung zu einer Abstimmungsverschiebung als »ein Verbrechen«, das zu einer »tiefen psychologischen Verletzung« der Palästinensern geführt habe.

Erst nach einer Entschuldigung von Abbas will die Hamas das Versöhnungsabkommen unterzeichnen. Ägyptens Außenminister Ahmed Abul Gheit und Abbas hatten sich diese Woche auf den 25. und 26. Oktober als Termin für die Unterzeichnung geeinigt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -