Kriegsherr Obama in der Zwickmühle

Aufstocken oder nicht aufstocken? – US-Truppen in Afghanistan werden zur Gretchenfrage

  • Lesedauer: 2 Min.
Acht Jahre nach Beginn der Afghanistan-Invasion am 7. Oktober 2001 steht US-Präsident Barack Obama in der Frage der Aufstockung der US-Truppen am Hindukusch vor einer schwierigen Entscheidung.

Washington/Kabul (Agenturen/ND). Bei einem Treffen mit Abgeordneten des US-Kongresses drängte der republikanische Senator John McCain im Weißen Haus auf eine rasche Entsendung zusätzlicher Soldaten. Bei den Demokraten muss der Präsident hingegen mit Widerstand rechnen, sollte er weitere Truppen schicken.

Obama müsse »so schnell wie möglich« dem Ersuchen des Generals Stanley McChrystal nach der Entsendung weiterer Soldaten nachkommen, sagte McCain nach dem Treffen in Washington. Der Oberbefehlshaber der US-Truppen im Rahmen des NATO-Einsatzes ISAF hat 40 000 zusätzliche Soldaten angefordert, ansonsten könnte nach seinen Angaben der Krieg in Afghanistan binnen eines Jahres verloren gehen. Derzeit sind etwa 68 000 US-Soldaten in dem Land stationiert. McCain kritisierte auch die von Obama erwogene Option, sich statt der von McChrystal geforderten breiten Offensive gegen Aufständische in Afghanistan auf den gezielten Kampf gegen das Terrornetzwerk Al Qaida zu konzentrieren. »Wir alle wissen doch: Wenn die Taliban zurückkehren, kehrt auch Al Qaida zurück.«

Bei dem Treffen im Weißen Haus konnten die Differenzen zwischen den Parteien bezüglich der Afghanistan-Strategie nicht überbrückt werden. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sagte zwar, alle Teilnehmer hätten Obama grundsätzlich zugesagt, seine Entscheidung zu unterstützen. Zögerlicher äußerte sich die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi: Ob die Demokraten Obamas Entscheidung am Ende tragen würden, hänge davon ab, was der Präsident vorlege. Viele Demokraten lehnen ein Aufstocken der Truppen in Afghanistan ab.

Nach Angaben eines Regierungssprechers versicherte Obama den Abgeordneten, bei seiner Entscheidung »konsequent und überlegt« vorzugehen. Der Präsident habe jedoch auch deutlich gemacht, dass seine Entscheidung »nicht alle in diesem Raum oder im Land glücklich machen« werde.

Unterdessen soll der Afghanistan-Einsatz der Niederlande nach dem Willen des Parlaments nicht über 2010 hinaus verlängert werden. Einem entsprechenden Antrag stimmten am neben fast allen Abgeordneten der Opposition auch zwei der drei Regierungsparteien zu.

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