Märchenhaftes Wiedersehen
Ausstellung zu »3 Haselnüsse für Aschenbrödel« bis 10. Januar 2010 im Schloss Moritzburg
»Hallo König!«, ruft eine nicht nicht mehr ganz junge Frau laut, als die Kutsche am Freitag vor dem Schloss Moritzburg vorfährt. »Seine Majestät« Rolf Hoppe winkt glücklich in die Menge, genau wie sein Sohn, »Prinz« Pavel Trávnícek, und Regisseur Václav Vorlícek, der einst beide in Szene gesetzt hat. Nach 36 Jahren sind sie hierher zurückgekommen, um an der Eröffnung der Ausstellung zum Kult-Film »3 Haselnüsse für Aschenbrödel« teilzunehmen. Im Winter 1972/73 bildeten Moritzburg und sein Schloss die märchenhafte Kulisse für den Wohnsitz der Königsfamilie in der Koproduktion von DEFA Studio Babelsberg mit dem Filmstudio Barrandov in Prag.
»Es war eisig kalt«, erinnert sich Rolf Hoppe, »als wir in Moritzburg gedreht haben. Aber es war eine tolle Zusammenarbeit zwischen den deutschen und tschechischen Schauspielern. Und für mich ist der Film auch deshalb etwas besonderes, weil ich endlich einmal für Kinder spielen durfte.«
Beim Rundgang durch die Ausstellung steht Pavel Trávnícek anfangs still vor den Szenenfotos, dann erzählt er den Umstehenden so lebendig Anekdoten, als wäre gestern die letzte Klappe gefallen. Und Regisseur Vorlícek freut sich riesig, als er den Regiestuhl inmitten einer künstlichen Winterlandschaft entdeckt.
Dass »3 Haselnüsse für Aschenbrödel« so ein Erfolg werden würde, hätte vor 36 Jahren mit Sicherheit niemand gedacht. Heute gehört der Film zu Weihnachten wie Weihnachtsbaum und Stollen. Alte und Junge schauen ihn Jahr für Jahr wieder voller Begeisterung an und drücken sich verstohlen so manche Träne der Rührung weg, wenn am Ende das Aschenbrödel den schönen jungen Prinz bekommt. In Tschechien wurde er sogar kürzlich zum beliebtesten Märchenfilm des 20. Jahrhunderts gewählt.
Drei Jahre liefen die Vorbereitungen für die Ausstellung. Wie Ingrid Möbius, Leiterin von Schloss Moritzburg, sagte, wäre sie niemals ohne die große Unterstützung von zahlreichen Unternehmen, Firmen und vielen Fans zustandegekommen. Nur so war es möglich, originale Kostüme und Requisiten zusammenzutragen. Handwerker bauten den Dachboden nach, auf dem sich Aschenbrödel am liebsten versteckte, im Stall stehen ihr Pferd »Nikolaus« und das Pferd des Prinzen, man kann die gute Stube der bösen Stiefmutter sehen und das Taubenhaus. Sogar das vereiste Schlossfenster wurde nachgebaut, durch das man in den Ballsaal hineinschauen kann, so wie Aschenbrödel. Im Hintergrund läuft die Filmmusik, in einem Kinoraum werden bislang unveröffentlichte Interviews zum Film gezeigt, man erfährt jede Menge Hintergründiges über die Entstehungsgeschichte sowie über die Schauspieler. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie zu Zeiten, als Computeranimation noch nicht erfunden war, aus einer winzigen Haselnuss ein Ballkleid gezaubert werden konnte – in der Ausstellung erfährt er es. Ebenso, wo der Ballsaal war oder auf welcher Treppe Aschenbrödel ihren Schuh verlor.
Der Film wurde in viele Sprachen übersetzt, sogar in den USA ist er gelaufen. In der BRD lief er erstmals 1975 und in Norwegen soll es in einem Jahr Proteste gehagelt haben, weil das Fernsehen ihn Weihnachten nicht ins Programm nahm. Und das, obwohl er dort weder mit Untertiteln läuft, noch synchronisiert wurde, sondern ein Mann alle Rollen spricht.
Bis zum 10. Januar 2010 wird die Ausstellung – flankiert von vielen Familienveranstaltungen – zu sehen sein. Danach, so hoffen die Macher, findet sie einen Dauerplatz im Schloss. Das aber hängt davon ab, ob genügend Geld zusammenkommt, um Räume dafür herzurichten. Wer will, kann sich mit einer Spende dazu beitragen – Konto 30 11 04 46 26, BLZ 850 550 00, Stichwort »Aschenbrödel«.
Geöffnet: Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr (letzter Einlass), November bis 10. Januar Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, 24. Dezember 9 bis 12, 31. Dezember 10 bis 13 Uhr geöffnet. Eintritt: 4 (erm. 2,50) Euro, Familienkarte (2 Erw. und max. 4 Kinder) 8 Euro, 1 Erw. und max. 2 Kinder 4 Euro.
Infos : www.schloss-moritzburg.de
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