Die Wälder gehören uns
Indigene Völker fordern Mitsprache im Kampf gegen Klimawandel
Der Klimawandel macht die indigenen Völker sichtbar, jene Menschen, die lange bevor Einwanderer aus Nachbarregionen oder anderen Teilen der Welt sie in ihrem Land zu ethnischen Minderheiten machten, in Australien, Afrika, Nord- und Südamerika lebten. Bei den Debatten um den Klimawandel werden sie aber bislang weitgehend ignoriert.
Indigene Völker werden meist nur noch von Touristen als Menschen in bunten Kostümen wahrgenommen, die lustige Tänze aufführen. Doch sie sind nicht bloß eine folkloristische Showtruppe. Sie sind oft auch recht eigensinnige Menschen, die darauf beharren, ihre Kultur und ihre Traditionen in ihrem Land zu leben. 370 Millionen Ureinwohner gibt es in dieser Welt. So sehr sich die Kultur der Völker am Amazonas von der der Inuit in Kanada oder der Maoris in Neuseeland unterscheidet, eines aber verbindet alle indigenen Völker: ihr Leben mit und in der Natur.
»Wir sind seit Jahrtausenden die Hüter der Wälder, der Seen, der Meere, der Wüsten«, sagt Vicky Tauli-Corpuz von den Philippinen. Viel ist von dem Lebensraum der indigenen Völker durch Landwirtschaft, Bergbau, Urbanisierung, Industrialisierung nicht übrig geblieben. Jetzt wird das verbliebene Land durch den Klimawandel bedroht. Dürren, Fluten, Stürme zerstören das Land. Aber auch unter dem Banner des Kampfes gegen den Klimawandel wird die Lebensgrundlage der Ureinwohner zerstört. Wälder werden abgeholzt, um Plantagen für die Produktion von Biokraftstoff anzulegen.
Nicht selten werden die Ureinwohner auch im Namen des Naturschutzes aus ihrer Heimat vertrieben. Ibrahim Amadou aus Kamerun sagte, dem Waldvolk der Pygmäen in seinem Land drohe die Vertreibung aus ihrem angestammten Lebensraum, sollte die Vereinbarung zur Reduzierung von Emissionen durch die Abholzung und Beschädigung von Wäldern (REDD) in ihrer jetzigen Form verabschiedet werden. »Die Wälder des Amazonas, des Kongo oder die von Borneo gehören uns. In den Wäldern leben Menschen, die Menschen leben von den Wäldern und schützen sie«, betonte Amadou.
In Kopenhagen wird im Dezember auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen über ein neues globales Klimaschutzabkommen entschieden. Die indigenen Völker klagen, dass einmal mehr Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. »Wir unterstützten den weltweiten Kampf gegen den Klimawandel. Aber wir müssen mit am Verhandlungstisch sitzen«, betont Jenifer Rubis, eine Frau von den Orang Asli, den Ureinwohnern auf Borneo, und Sprecherin der Organisation »Internationales Klimawandelforum indigener Völker« (IIPFC). Rubis betont: »Wir sollten im Zentrum der Klimawandeldebatten stehen. Die eingeborenen Völker sind vom Klimawandel am stärksten betroffen.«
Adolfo Chavez, Klimaaktivist aus Bolivien, fordert deshalb ein Umdenken bei der Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel: »Das Geld darf nicht nur an Regierungen gehen. Ein Teil davon muss direkt den indigenen Völkern zugute kommen. Wir kennen die Natur viel besser als die Politiker in den Städten.«
Atlantischer Regenwald in Brasilien
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