Auf Schalke wird nicht gespart
Widerstand gegen kommunale Unterstützung
Am Mittwochabend wurde im Landtag von Nordrhein-Westfalen über Fußball geredet. Der kommunalpolitische Sprecher der Grünen, Horst Becker, wollte in einer parlamentarischen Anfrage von der Landesregierung wissen, ob diese die von einem kommunalen Unternehmen gewährten Geldleistungen an den Fußballverein Schalke 04 für »akzeptabel« hält. Der finanziell angeschlagene Klub will dem Gelsenkirchner Versorgungsunternehmen »Gesellschaft für Energie und Wirtschaft« (GEW) für 20 Millionen Euro Anteile an der Arena »Auf Schalke« verkaufen. Würden die Pläne realisiert, könnte man bei Schalke dem von der Liga eingeleiteten Nachlizensierungsverfahren gelassener entgegensehen. In diesem droht wegen fehlender Liquidität Punkteabzug oder gar der Lizenzverlust für die laufende Saison.
Die Antwort der Regierung auf seine Anfrage erstaunte Becker. Das Geschäft zwischen GEW und Schalke sei von Seiten der Stadt Gelsenkirchen der zuständigen Bezirksregierung in Münster noch gar nicht angezeigt worden. Insofern könne die Landesregierung auch noch keine Stellung beziehen. Diese Aussage steht im krassen Widerspruch zu Äußerungen der Bezirksregierung. Deren Leiter, Regierungspräsident Peter Paziorek (CDU) hatte bereits vergangene Woche seine Zustimmung zu der Transaktion über seine Sprecherin in Aussicht gestellt.
Bisher fiel die Bezirksregierung eher dadurch auf, dass sie der hoch verschuldeten Stadt einen rigorosen Sparkurs verordnete. Darunter litten vor allem soziale und kulturelle Projekte in Gelsenkirchen. Dass nun ausgerechnet eine hundertprozentige Tochter der Stadt Anteile eines Fußballstadions kaufen darf, ist für den Becker deshalb schwer nachzuvollziehen. Dabei ginge es ihm nicht darum, Schalke zu schädigen, »sondern um die desolate finanzielle Situation der Kommunen«, sagt Becker.
Das Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro, das nun die GEW aufbringen muss, entspricht etwa zwei Drittel ihres Jahresumsatzes. Im Vergleich zu einer anderen Zahl wirkt die Summe sogar noch bescheiden. Die Gehälter der Profikicker von Schalke beliefen sich 2008 auf 69 Millionen Euro.
Becker hatte noch eine Frage. Er wollte wissen, ob der Regierungspräsident wegen seines Engagements bei Schalke nicht befangen sei. CDU-Mann Paziorek war früher im Aufsichtsrat des Vereins. Die Landesregierung antwortete knapp. Welche Person bei der Behörde den Kauf zu genehmigen habe, sei noch nicht geklärt.
Ob die finanzielle Rettung von Schalke nun wegen des starken Medienechos und der Diskussion im Landtag doch noch scheitert, ist unklar. Horst Becker hat seine Anfrage zunächst in die Wiedervorlagemappe gelegt. In den nächsten Wochen wird sich die Landesregierung also nochmals erklären müssen.
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