Deutschland – das Land der Hochbetagten
Das Statistische Bundesamt veröffentlichte seine Bevölkerungsberechnung für das Jahr 2060
Die gute Nachricht zuerst: Wer im Jahre 2060 geboren wird, kann sich auf ein langes Leben freuen. So gehen die Experten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) davon aus, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines neugeborenen Jungen dann 85 Jahre betragen wird – heute sind es 77. Ein Mädchen kann mit beinahe 90 Jahren rechnen, während es heute etwas mehr als 82 sind. Doch die schlechte Nachricht folgt der guten auf dem Fuß: Diese Kinder werden in einem gealterten Land aufwachsen: »Im Jahr 2060 wird jeder Dritte mindestens 65 Jahre durchlebt haben – jeder siebte Bundesbürger wird sogar 80 Jahre oder älter sein«, betonte Destatis-Chef Roderich Egeler am Mittwoch bei der Präsentation der »12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung« seiner Behörde. Deutschlands oberster Statistiker hält den Umgang mit den Folgen der Alterung für »eine der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte«.
Seit 1991 gab es in Deutschland in jedem Jahr mehr Sterbefälle als Geburten. Dieses Defizit wird sich in den nächsten Jahrzehnten noch zuspitzen. Denn die Entwicklung des »Geburtenverhaltens«, so Egeler, »ist durch langfristige Trends geprägt«. Frauen werden immer später Mütter und aufgrund zunehmender Kinderlosigkeit geht der Anteil der Mütter an allen Frauen kontinuierlich zurück. Laut Bundesamt wird das jährliche Geburtendefizit deshalb um mehr als das Dreifache steigen: Derzeit schrumpft die Bevölkerung um jährlich 162 000 Personen. Im Jahre 2060 wird das Defizit auf 500 000 angewachsen sein.
Aufgrund dieser Voraussetzungen kommt der von Destatis einberufene Expertenkreises »Bevölkerungsvorausberechnungen« zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerung von heute 82 Millionen auf 65 bis 70 Millionen zurückgeht. Auch die Zuwanderung wird den Trend nicht aufhalten können. Selbst ein jährlicher Zuzug von 200 000 Menschen, der unter Statistikern bereits als maximaler Wert gilt, kann die Schrumpfung nur verlangsamen, nicht stoppen.
Zwar glaube man bei Destatis, dass Deutschlands Frauen zukünftig wieder mehr Kinder bekommen – 1,6 pro Kopf anstatt wie heute 1,4. Doch trotzdem werden weniger kleine Bundesbürger geboren, weil es schlicht und ergreifend weniger Frauen im gebärfähigen Alter geben wird. Dies führt dazu, dass im Jahre 2060 etwa genauso viele unter 20-Jährige wie hochbetagte über 80-Jährige leben werden. Das bedeutet auch, dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter abnimmt – von heute 50 auf 36 bis 33 Millionen. Dazu kommt, dass 40 Prozent der Erwerbstätigen älter als 50 sein werden.
Doch wer weiß, was die Zukunft bringt. Denn während die Bevölkerung im reichen Norden schrumpft, leiden die Volkswirtschaften im Süden weiterhin unter den Folgen ihrer hohen Geburtenraten. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 etwa neun Milliarden Menschen auf unserem Planten leben – die meisten von ihnen in Afrika und Asien.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.