Rafsandschani fordert von Teheran Toleranz

Iranischer Expräsident gegen Todesurteile

  • Lesedauer: 2 Min.
Wenige Tage nach Todesurteilen gegen Demonstranten hat Irans Ex-Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani das Regime in Teheran zu mehr Toleranz gegenüber Kritikern aufgerufen.

Teheran (dpa/AFP/ND). Die Verantwortlichen sollten auch mehr auf kritische Stimmen hören, sagte Rafsandschani auf einem Treffen mit Universitätsstudenten. »Die Islamische Republik war erfolgreich, solange sie zusammen mit dem Volk voranging. Wenn wir das Volk vom Staat abkoppeln, wird das ganze System geschwächt.« Politische und soziale Kritik sei aber die Basis des staatlichen Lebens, so der ehemalige Staatschef.

In der vergangenen Woche waren fünf weitere Oppositionelle wegen ihrer Proteste gegen die umstrittene Präsidentenwahl zum Tode verurteilt worden. Weitere 81 Angeklagte bekamen Haftstrafen zwischen 6 Monaten und 15 Jahren. Bereits im Oktober waren Todesurteile gegen drei Demonstranten verhängt worden. Unmittelbar nach der Wiederwahl Ahmadinedschads im Juni hatte die iranische Führung Massendemonstrationen niedergeschlagen und rund 4000 Menschen festgenommen.

Rafsandschani war von 1989 bis 1997 Präsident der islamischen Republik Iran und gilt als Kritiker des amtierenden Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Der 75-Jährige wird zusammen mit dem früheren Ministerpräsidenten Mir Hussein Mussawi, der in der Wahl gegen Ahmadinedschad nach offiziellen Angaben unterlegen war, Parlamentssprecher Mehdi Karroubi und Ex-Präsident Mohammad Khatami zu den führenden Oppositionellen gezählt.

Unterdessen ist der irakische Präsident Dschalal Talabani Medieninformationen zufolge ins Nachbarland Iran gereist, um dort Kurden vor der Hinrichtung zu bewahren. Talabani habe sich in Teheran beim iranischen Präsidenten Ahmadinedschad für das Leben von zum Tode verurteilten iranischen Kurden eingesetzt, berichtete die Online-Ausgabe der Zeitung »Awina«. Nach Talabanis Willen solle sich Ahmadinedschad bei Justizchef Sadek Laridschani dafür stark machen, diese Verurteilten nicht hinzurichten. Talabani ist selbst Kurde. Von amtlicher irakischer Seite wurde der Bericht zunächst nicht bestätigt. Abgeordnete der kurdischen Minderheit in Iran hatten vergangene Woche gefordert, die Todesstrafe für Angehörige ihrer Bevölkerungsgruppe abzuschaffen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.