Ausnahmezustand auf den Philippinen

Provinz Maguindanao unter Armeekontrolle

  • Lesedauer: 2 Min.

Manila (dpa/ND). Knapp zwei Wochen nach einem Massaker mit 57 Toten im Süden der Philippinen hat die Regierung den Ausnahmezustand in der Provinz Maguindanao verhängt. Die Armee übernahm am Sonnabend die Kontrolle über alle Regierungseinrichtungen in dem Gebiet rund 900 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila.

Der Gouverneur der Provinz, Andal Ampatuan Senior, hatte sich zuvor den Behörden gestellt. Er ist Chef des politisch einflussreichen Familienclans, der hinter dem Massaker stecken soll. Sein Sohn Andal Ampatuan Junior ist bereits wegen 25-fachen Mordes angeklagt und seit Tagen in Haft. Gegen den Gouverneur soll Anklage wegen Rebellion erhoben werden.

Alle Mitglieder des Clans beteuern ihre Unschuld. Die Ampatuans waren bislang eng mit der philippinischen Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo verbündet. Die Präsidentin war in mehreren Unruheregionen des Landes Bündnisse mit muslimischen Clans eingegangen, um die Gebiete unter Kontrolle zu bringen. Inzwischen hat sie sich jedoch von den Ampatuans distanziert.

Insgesamt wurden am Wochenende 32 Menschen festgenommen, darunter 20 Kämpfer der Ampatuan-Privatarmee. General Raymundo Ferrer, der während des Ausnahmezustands das Kommando über die Provinz führt, kündigte weitere Festnahmen an. Den Ermittlungen der Polizei zufolge hat Andal Ampatuan Junior vor knapp zwei Wochen 100 Bewaffnete beim Überfall auf den Autokonvoi seines politischen Rivalen Esmael Mangudadatu angeführt. Die Opfer wurden verschleppt und ermordet. Darunter waren 27 Journalisten. Sie wollten dokumentieren, wie ein Politiker den seit Jahrzehnten in der Provinz dominierenden Familienclan herausfordert. Anhänger Mangudadatus wollten die Papiere für dessen Kandidatur als Gouverneur einreichen. Diesen Posten wollte auch Ampatuan Junior.

Am Sonntag hoben die Sicherheitskräfte in Maguindanao ein umfangreiches Waffendepot aus. Dutzende automatische Waffen und große Mengen an Munition seien auf einer Plantage vergraben gewesen, teilte ein Armeesprecher mit. Eigentümer der Farm soll Ampatuan Senior sein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.