Milde Gabe der EU für das Weltklima
Brüsseler Treffen sagte 7,2 Milliarden Euro Soforthilfe für Entwicklungsländer zu / Kopenhagener UNO-Gipfel gibt erste konkrete Ziele vor
Brüssel/Kopenhagen (dpa/ND). Es wird von der Europäischen Union selbst als Zeichen des guten Willens im globalen Streit um den Klimaschutz hingestellt: Die Gemeinschaft der 27 bietet armen Ländern in der Welt milliardenschwere Soforthilfen im Kampf gegen die bedrohliche Erderwärmung an. Die EU-Staats- und Regierungschefs verständigten sich darauf, bis 2012 insgesamt 7,2 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Europas Spitzenpolitiker sehen dies als ein starkes Signal für die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Kopenhagen, deren heiße Phase bald beginnt.
Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy sagte nach Abschluss des EU-Gipfels am Freitag in Brüssel: »Europa behält beim Klimaschutz seine führende Rolle.« Der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, reagierte in Kopenhagen erfreut: »Das ist eine riesige Ermutigung für den weiteren Prozess hier.« Es sei »absolut notwendig und positiv, dass die EU nun klare Zahlen vor den entscheidenden Verhandlungen hier« auf den Tisch gelegt habe. Nun könnten andere Partner in der Welt folgen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte im Kampf gegen den Klimawandel mehr Einsatz der USA und einiger aufstrebender Länder wie beispielsweise China und Indien. Die Gipfelzusage »ist ein deutliches Signal an Kopenhagen, dass wir bereit sind, hier unseren Anteil zu tragen«.
An der Hilfe beteiligen sich alle 27 EU-Staaten. Deutschland und Frankreich schultern davon jeweils 1,26 Milliarden Euro, Großbritannien 1,33 Milliarden Euro. Italien kommt auf 600 Millionen Euro. Bulgarien hat mit 20 000 Euro im Jahr den geringsten Beitrag in der EU zugesagt. Regierungschef Bojko Borissow begründete diesen symbolischen Betrag mit den finanziellen Nöten seines Landes.
Die EU will etwa ein Drittel zu den weltweiten Beiträgen für die Soforthilfe leisten. Das Geld soll beispielsweise für Deichbauten in asiatischen Hochwassergebieten fließen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte zum Angebot der Europäer: »Das ist mehr, als wir erwartet haben.«
Gipfelgastgeber Fredrik Reinfeldt räumte ein, dass ein Teil des Betrags umgeschichtete Gelder sind. »Man kann sagen, dass es eine Kombination ist aus alten und neuen Ressourcen.« Die EU zeigte sich auch bereit, einen angemessenen Anteil an langfristigen Klimahilfen zu übernehmen, die sich 2020 auf bis zu 100 Milliarden Euro summieren könnten.
Auf dem Kopenhagener Klimagipfel haben die UN am Freitag erstmals konkrete Ziele vorgegeben: Demnach sollen die Industrieländer ihre Emissionen im Vergleich zu 1990 bis 2020 um 25 bis 40 Prozent verringern. Für Entwicklungsländer ist eine Verminderung der Emissionen um 15 bis 30 Prozent bis 2020 vorgesehen, allerdings im Vergleich zu dem Ausstoß, der ohne Klimaschutz erreicht worden wäre. Das steht in einem ersten offiziellen Entwurf für das Schlussabkommen.
Der Text nennt auch langfristige Ziele: Alle Länder zusammen sollen für die Jahre 1990 bis 2050 eine Reduktion der Treibhausgase um 50 bis 95 Prozent erreichen. In diesem Zeitraum sollen Industrieländer ihre Treibhausgase um 75 bis 95 reduzieren.
Als Ziel aller Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe wird in dem von einer UN-Arbeitsgruppe vorgelegten Dokument sowohl eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs um höchstens 1,5 Grad wie auch um zwei Grad genannt.. Mehrere Inselstaaten protestierten gegen diese Obergrenze. Eine solche Erwärmung würde durch den damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels ihren Untergang bedeuten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.