Im Osten droht jedem Fünften Armut
Große Unterschiede zwischen Nord und Süd
Wiesbaden (dpa/epdND). Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte, waren 2008 bundesweit 14,4 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. In den alten Bundesländern (ohne Berlin) lag die Quote bei 13,1 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Im Osten blieb der Anteil unverändert bei 19,5 Prozent. Gemäß der Definition der Europäischen Union gelten Menschen als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung auskommen müssen.
Nach Angaben der Statistiker sind lediglich ältere Menschen über 65 Jahre in Ostdeutschland weniger stark von Armut bedroht als im Westen. Außerdem sei der Anteil der armutsgefährdeten Frauen im Westen höher als bei den Männern. Im Osten seien keine »nennenswerten Unterschiede« festgestellt worden. Bundesweit seien besonders Erwerbslose sowie Alleinerziehende und deren Kinder betroffen.
Große Unterschiede ermittelten die Statistiker auch zwischen Nord und Süd: Fast jeder Vierte (24,0 Prozent) in Mecklenburg-Vorpommern und mehr als jeder fünfte Bremer (22,2 Prozent), aber nur knapp jeder Zehnte in Baden-Württemberg (10,2 Prozent) und Bayern (10,8 Prozent) war im vergangenen Jahr armutsgefährdet.
2008 lag der Grenzwert für Single-Haushalte in Deutschland bei 787 Euro. Bei Haushalten mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren betrug die Schwelle 1652 Euro.
Das Statistische Bundesamt informierte am Dienstag auch über die steigende Zahl der Sozialhilfeempfänger in Deutschland. Danach erhielten 2008 rund 1,2 Millionen Menschen besondere Sozialhilfeleistungen nach dem Sozialgesetzbuch – 6,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Rund 15,2 Milliarden Euro wurden dafür aufgewendet, vier Prozent mehr als 2007. Sozialhilfe beziehen vor allem behinderte, pflegebedürftige und alte Menschen. Erwerbsfähige und deren Familien erhalten bei Bedarf Hartz-IV-Leistungen.
Die mit Abstand wichtigste Sozialhilfe-Leistung ist die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen, die 2008 an 713 000 Betroffene gezahlt wurde. Darunter fallen zum Beispiel Heim- und Wohnkosten, etwa in betreuten Wohngruppen, oder Unterstützung in Behinderten-Werkstätten. Die Empfänger der Leistungen waren mit durchschnittlich 32,5 Jahren vergleichsweise jung. Rund 397 000 Menschen erhielten Hilfe zur Pflege. Interview Seite 8
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.