Rätselraten um eine gefährliche Fracht

Piloten eines in Thailand durchsuchten Flugzeugs mit Waffen bleiben vorerst in Haft

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Flugzeug mit einer 30-Tonnen-Ladung Waffen an Bord, das am Wochenende in Bangkok sichergestellt wurde, gibt weiter Rätsel auf. Der verhafteten Crew drohen empfindliche Strafen.

Wohin genau war die Maschine vom russischen Typ IL-76 unterwegs? Auf diese Frage gibt es auch nach etlichen Verhören der fünfköpfigen Besatzung durch Polizei und Geheimdienst keine abschließende Antwort. Angeblich sollte der Flug mit der außergewöhnlichen Ladung in der Ukraine enden. Die Ermittler vermuten allerdings, dass die Maschine nach Zwischenstopps in Thailand und Sri Lanka ein arabisches Land ansteuern wollte. Nun steht sie auf dem alten Don Mueang Airport in der thailändischen Hauptstadt. Dass es ein Hinweis aus US-amerikanischen Geheimdienstkreisen war, der zu der Untersuchung geführt hat, ist bis jetzt nicht offiziell bestätigt. Womöglich sorgte einfach die Tatsache, dass dieselbe Maschine so schnell wieder einen Zwischenstopp an gleicher Stelle einlegte, für Argwohn. Denn nachdem die IL-76 wenige Tage zuvor aus Sri Lanka kommend nach Nordkorea geflogen war, traf sie am Sonnabend in entgegengesetzter Richtung ein, um abermals in Bangkok aufzutanken.

Bei der Kontrolle der Fracht stießen die Flughafenmitarbeiter auf 145 Kisten und Container. Darin fanden sich 35 Tonnen Waffen und Explosivstoffe bis hin zu Raketenteilen, die für einen bislang unbekannten Empfänger an unbekanntem Ort bestimmt waren. Die fünf Crewmitglieder – einer aus Belarus, die anderen Kasachen – waren angeblich ohne Ahnung, was sie da geladen hatten. Sie glaubten, Ausrüstungen für Ölbohrungen transportiert zu haben.

Untersucht werden jetzt vor allem mögliche Verbindungen zum Waffenhändler Viktor But. Der Russe, der seine Ware in verschiedene Konfliktgebiete weltweit verkauft hat, war im März 2008 just auf dem Flughafen Bangkok festgenommen worden und befindet sich seither in thailändischer Haft. Der »Händler des Todes« sitzt in jenem Gefängnis, in das auch die Piloten gebracht wurden. Wie das Gericht am Dienstag anordnete, sollen sie mindestens zwölf weitere Tage in Untersuchungshaft bleiben.

Dass es zur Anklage gegen sie kommt, ist inzwischen sehr wahrscheinlich. Waffenbesitz allein ist schon strafbar, und für den Sprengstoff könnte es im schlimmsten Fall sogar die Todesstrafe geben. Mit einem milden Urteil dürfte das Quintett nur rechnen, wenn der Richter glaubt, dass es von der Art der Fracht nichts gewusst hat. Anderenfalls droht zumindest eine lange Haftstrafe.

Wie die Tageszeitung »Bangkok Post« meldet, soll das Flugzeug für die Gesellschaft Air West in Georgien registriert sein. Dies habe der thailändische Anwalt der verhafteten Crew zu Protokoll gegeben. Hugh Griffiths vom Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstitut will aber bereits einiges über die Vergangenheit der Maschine herausgefunden haben. So flog die IL-76 früher offenbar für eine Firma, die mit einem serbischen Waffenhändler in Beziehung stand. Air West war vermutlich schon nicht mehr Nutzer der Maschine. Nach Auskunft des kasachischen Außenministeriums und georgischer Behörden soll eine Cargofirma namens SP Trading mit Sitz in Neuseeland das Flugzeug gechartert haben.

In die Bewertung des Vorfalls hat sich auch USA-Außenministerin Hillary Clinton eingeschaltet. Durchsuchung und Festnahme zeigten, dass UN-Sanktionen zur Verhinderung von Waffengeschäften wirksam sein könnten, wenn die Länder sie umsetzten, sagte sie mit Lob für Thailand und im Hinblick auf die Koreanische Demokratische Volksrepublik und Iran. Beide werden von den USA verdächtigt, in Rüstungsgeschäfte verwickelt zu sein.

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