Niebel: Militär mit Entwicklungshilfe verzahnen

FDP-Minister droht »bundeswehrfernen« Nichtregierungsorganisationen mit Geldentzug

  • Lesedauer: 2 Min.
Die deutsche Entwicklungshilfe für Afghanistan soll laut Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) künftig enger an den Einsatz der Bundeswehr gekoppelt werden.

Berlin (dpa/ND). Entwicklungsminister Niebel kündigte in einem dpa-Gespräch an, die Arbeit von Militär und Polizei sowie zivilen Kräften besser miteinander zu verzahnen. »Es wird keine Militarisierung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit geben. Im Gegensatz zu meiner Amtsvorgängerin Heidemarie Wieczorek-Zeul habe ich aber auch keine Bundeswehr-Phobie«, betonte Niebel.

Weiter sagte der Entwicklungsminister: »Militär und Polizei kann physische Sicherheit schaffen. Aber eine Friedensdividende bekommt man nur, wenn sich die Lebenssituation der Betroffenen verbessert. Beides muss Hand in Hand gehen.« Der Minister kündigte an, dass von insgesamt 52 Millionen Euro zusätzlicher Entwicklungshilfe mehr als zehn Millionen in die Region Kundus im Norden Afghanistans fließen sollen.

Künftig werde sich die deutsche Entwicklungshilfe »sehr konzentriert dort engagieren, wo wir auch militärisch Verantwortung tragen«, sagte Niebel. »Gerade in Kundus müssen wir intensiv etwas für die Entwicklung der Zivilgesellschaft tun.« Als wichtigste Ziele nannte er eine bessere Versorgung mit Strom und Wasser sowie bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Zugleich forderte der frühere Fallschirmjäger zivile Entwicklungshelfer zur Zusammenarbeit mit der Bundeswehr auf. »Wenn einige Nichtregierungsorganisationen eine besondere Bundeswehrferne pflegen wollen, müssen sie sich andere Geldgeber suchen.«

Niebel betonte, dass die Aufstockung der Entwicklungshilfe für den Raum Kundus nichts mit dem verheerenden Luftangriff mit bis zu 142 Toten Anfang September zu tun habe. »Es geht darum, dass man das Land insgesamt aufbaut. Wenn man sich durch eine einzelne Kampfhandlung von diesem Grundkonzept abbringen lässt, wird man zum Spielball der Terroristen.«

Westerwelle fordert Gesamtstrategie für Afghanistan

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat damit gedroht, der internationalen Afghanistan-Konferenz Ende Januar fern zu bleiben. »Wenn die Afghanistan-Konferenz in London eine reine Truppenstellerkonferenz wird, fahre ich nicht hin«, sagte er dem Magazin »Stern«. Notwendig seien ein breiter politischer Ansatz und eine Gesamtstrategie. In der Bundesregierung gibt es nach wie Vorbehalte, die Zahl der deutschen Soldaten in Afghanistan, wie von den USA verlangt, deutlich zu erhöhen. FDP- Kreise versicherten demnach, Westerwelle habe intern bereits klargestellt, dass die von den USA gewünschte Truppenaufstockung in Höhe von rund 2500 Soldaten »außerhalb jeder Diskussion« stehe. Eine Aufstockung jenseits einer Größenordnung von 200 Soldaten gemessen an der Mandatsobergrenze werde es »mit Sicherheit nicht geben«. Westerwelle bezeichnete es als »gesund«, dass die deutsche Bevölkerung gegenüber Auslandseinsätzen der Bundeswehr zurückhaltend sei: »Wäre es andersherum, würde ich mir Sorgen machen.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.