Kaskoversicherung: Will nur ein gebrauchtes »Navi« bezahlen

Diebstahl

  • Lesedauer: 2 Min.
Es ist heute gang und gäbe. Das Auto wird aufgebrochen und das Navigationssystem geklaut. Die Versicherung will nur ein gebrauchtes Gerät bezahlen – ist das rechtens?

Neun Monate alt war der Wagen einer Geschäftsfrau, als er aufgebrochen wurde. Die Diebe hatten es allerdings nicht auf das Oberklasse-Fahrzeug selbst abgesehen, sondern stahlen das Navigationssystem. Die Autobesitzerin ließ von einer Fachwerkstatt ein neues Gerät einbauen, was 3044 Euro kostete.

Der Kaskoversicherer kam für den Verlust auf, ersetzte allerdings nicht die ganze Summe: Dazu sei er nicht verpflichtet, weil sich die Bestohlene das Gerät bei einem bekannten Auktionshaus im Internet gebraucht und günstiger hätte beschaffen können. Mit dem Abzug fand sich die Versicherungsnehmerin nicht ab und klagte auf Zahlung des Differenzbetrags. Zu Recht, wie das Amtsgericht Düsseldorf entschied.

Ein Kauf über die Internetplattform X sei nicht für jedermann zumutbar. Das setze voraus, dass der oder die Bestohlene über einen Computer und Internetzugang verfüge. Viele Personen hätten aber keinen PC und/oder wüssten nicht, wie man einen Kauf im Internet abwickelt. Außerdem habe der Käufer »im Netz« keinen persönlichen Kontakt zum Verkäufer. Er könne weder dessen Seriosität einschätzen, noch das Ersatzgerät in Augenschein nehmen. Gerade bei gebrauchten Gegenständen sei das für den Käufer von besonderem Interesse.

Die Bestohlene müsse sich auch nicht allgemein auf die Möglichkeit verweisen lassen, ein gebrauchtes Gerät bei einem Händler zu kaufen. Da müsste der Versicherer schon eine seriöse und am Ort erreichbare Quelle nennen, wo die Frau ein gleichwertiges, neun Monate altes Navigationsgerät bekommen könnte. Solche Quellen zu kennen, gehöre nicht zum Allgemeinwissen eines Autobesitzers.

Urteil des Amtsgerichts Düsseldorf vom 28. November 2008 - 27 C 5601/08

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.