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Kurzsicht und Langfrist
Zwischen Lehrstellenmangel und Bewerberknappheit: Die Lage am Ausbildungsmarkt spitzt sich zu. Einst überwog die Zahl der Bewerber die der Lehrstellen deutlich, und vor allem die Unterversorgung des Nachwuchses, die damit verbundenen Warteschleifen, waren ein großes – auch politisches – Problem. Die entsprechenden Lösungsansätze indes ließen deutlich zu wünschen übrig. Mit dem mehrfach aufgelegten Ausbildungspakt, der seither von den Gewerkschaften für seine Unzulänglichkeiten kritisiert wird, können sich Arbeitgeber freiwillig dazu verpflichten, Lehrstellen anzubieten – oder eben auch nicht.
Nun ist die Lage jedoch weitaus komplexer: Dem Mangel an Lehrstellen der einen steht – besonders in manchen Gegenden im Osten – ein Mangel an Bewerbern gegenüber. Erklärt wird diese Entwicklung vor allen mit dem demografischen Wandel. Aber auch der Nachwuchs hat auf die schlechten Zukunftsaussichten eigene Antworten gesucht. Die Hauptklientel der dualen Ausbildung – Jugendliche mit Schulabschlüssen, die nicht zum Studium berechtigen – schrumpft. Stattdessen machen viele doch eher Abitur. Andere wiederum gehen in Bundesländer, wo die eigenen Chancen besser stehen. So schließt sich ein Kreis: Der demografische Wandel befördert den Lehrstellenmangel und andersherum.
Langfristig könnte die Industrie der Verlierer ihrer eigenen, kurzsichtigen Strategie sein. Betriebsräte warnen vor einem rasch steigenden Nachwuchsmangel in den nächsten Jahren. Theoretisch müsste es auch der Industrie darum gehen, sich dagegen abzusichern. Indes, dort stellt man sich dem Problem gegenüber offenbar lieber weiter taub.
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