Standpunkt

Nichts ist gut

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Noch fiel es nicht, das Wort vom Dolchstoß in den Rücken der tapfer im Felde stehenden Truppe. Aber immerhin: »Schlichter Pazifismus«, wie ihn der CDU-Politiker Ruprecht Polenz ausmachte, führt in Deutschland wieder zu öffentlicher Empörung. Da nutzte es der Gescholtenen, Bischöfin Margot Käßmann, wenig, dass sie in »Bild« umgehend versicherte, einen sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan »nie gefordert« zu haben, und dass sie auf »katholische wie evangelische Geistliche« verwies, die »unsere Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan beim Einsatz« begleiten.

Dabei hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in ihrer Neujahrspredigt lediglich eine Evidenz unverhüllt benannt – die Evidenz des totalen Scheiterns der NATO-Intervention am Hindukusch: »Nichts ist gut in Afghanistan.« Das Geschrei von Politikern, Militärs und Medien speist sich zweifellos aus der Anmaßung Käßmanns, ihre Kirche nicht als Akklamationsorgan für den Bundeswehreinsatz und als Staffage von ökumenischen Gottesdiensten für tote Soldaten zu sehen. Besonders schwer wiegt dabei gewiss, dass sie nach Ansicht des SPD-Politikers Hans-Ulrich Klose »die Position der Linkspartei« vertritt.

Die Erregung über Käßmanns »gut gemeinte Banalitäten« (Ralf Fücks, Grüne) wirkt umso bizarrer, setzt man sie ins Verhältnis zum Entschuldungsexzess für das von der Bundeswehr zu verantwortende Massaker von Kundus. Aber sie wird dadurch auch plausibel.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.