Falsche Erwartungen ans Studium?

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlman
Karikatur: Christiane Pfohlman

Die Abbrecherquote an deutschen Hochschulen hat sich seit dem Jahr 2000 kaum verändert. Die Quote sank von 22 auf 21 Prozent. Dies geht aus einer Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) hervor. Damit liegt die Bundesrepublik im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern im unteren Mittelfeld. Der OECD-Durchschnitt beträgt 31 Prozent.

Ein wichtiges Ziel der Bologna-Reformen war, die Anzahl der Studienabbrecher zu minimieren. Dieses Vorhaben wurde bisher nicht umgesetzt. Durch die Verkürzung der Regelstudienzeit wurde vielmehr der Druck auf die Studierenden erhöht. Viele Prüfungen, bereits zu Beginn des Studiums, führen dazu, dass Studienabbrecher in Bachelor-Studiengängen nach durchschnittlich bereits 2,3 Fachsemestern die Segel streichen. Sie haben nicht die notwendige Zeit, um sich in ihrem Studium zurechtzufinden. Wichtigste Gründe für den Abbruch des Studiums sind neben Überforderungen durch den zu bearbeitenden Stoff finanzielle Probleme.

Helge Braun, Staatssekretär im Bildungsministerium, hat mit einer gewissen Ignoranz auf die Ergebnisse der Studie reagiert: Er wolle angehende Studierende besser auf die Hochschule vorbereiten, damit sie nicht mit falschen Erwartungen an ihr Studium herangingen. Die Bafög-Erhöhung um zwei Prozent im Herbst werde zudem die finanzielle Situation der Studierenden ausreichend verbessern, orakelte der Staatssekretär.

Solange aber Bildungsministerin Annette Schavan und einige Bundesländer an Studiengebühren festhalten, können diese nicht durch minimale Bafög-Erhöhungen ausgeglichen werden. Außerdem erschweren Langzeitstudiengebühren Studienabbrechern, sich in einem anderen Studiengang erneut zu immatrikulieren. Dass auch die Studienbedingungen wegen verdichteter Lehrpläne, überfüllter Lehrveranstaltungen und geringer Selbstbestimmung für Studienabbrüche verantwortlich sind, wird vom Bildungsministerium weiterhin ignoriert.

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