Schwund geht langsamer weiter

Die Gewerkschaften haben auch 2009 Mitglieder verloren

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(dpa). Die Wirtschaftskrise hat den Mitgliederschwund bei den Gewerkschaften wieder beschleunigt. Lediglich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gewannen 2009 unter dem Strich neue Beitragszahler, wie eine dpa-Umfrage am Dienstag ergab. Dagegen schrumpften die anderen sechs DGB-Organisationen weiter. Besonders stark fiel der Rückgang bei der Verkehrsgewerkschaft Transnet mit einem Minus von 3,7 Prozent im Vergleich zu 2008 aus. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gab einen Rückgang von 1,9 Prozent bekannt.

Die größte Arbeitnehmerorganisation IG Metall will am 25. Januar Zahlen nennen. Da sie Exportbranchen wie die Automobilindustrie und den Maschinenbau vertritt, die von der Krise besonders betroffen sind und unter Stellenabbau leiden, dürfte auch sie ein Minus ausweisen. 2008 hatte sich die IG Metall bei 2,3 Millionen Mitgliedern stabilisiert. In der zweitgrößten Gewerkschaft Verdi waren Ende 2009 in mehr als 1000 Berufen rund 2,138 Millionen Männer und Frauen organisiert. Das waren 43 000 (1,93 Prozent) weniger als im Vorjahr – die zweitniedrigste Verlustrate seit der Gründung 2001. In einigen Fachbereichen wie Gesundheit und Bildung sei eine Trendumkehr erreicht worden.

Die drittgrößte DGB-Gewerkschaft, die IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE), hatte zum Jahresende noch gut 688 350 Mitglieder. Das waren 12 000 weniger als Ende 2008. Als Gründe für das Minus wurden die steigende Arbeitslosigkeit und die demografische Entwicklung genannt. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU), die in den vergangenen Jahren wegen der Krise am Bau besonders gebeutelt war, konnte den dramatischen Mitgliederschwund abschwächen. Ende 2009 zählte sie 324 000 Beitragszahler – knapp zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Eine IG-BAU-Sprecherin verwies aber auf eine sehr gute Quote von Neuwerbungen. Diese liege bei sieben Prozent, DGB-weit sei sie bei etwas über vier Prozent.

Die Bahngewerkschaft Transnet hatte Ende 2009 noch 219 242 Männer und Frauen in ihren Reihen, 8448 weniger als im Vorjahr. Dies entspricht einem Rückgang von 3,7 Prozent. Ein Transnet-Sprecher führte diese Entwicklung auf die Altersstruktur zurück. Etwa die Hälfte der Transnet-Mitglieder seien Rentner. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) verlor 1125 oder 0,55 Prozent an Mitgliedern und organisiert jetzt noch 204 670 Männer und Frauen.

Gegen den Trend konnten die GEW und die GdP weiter zulegen. Ohne Details zu nennen, berichtete die GEW von weiter steigenden Mitgliederzahlen. 2008 war die Zahl erstmals über eine Viertelmillion (251 900) geklettert. Dieser Trend setze sich »mindestens auf Vorjahresniveau« fort, hieß es. Die GdP verzeichnete 2009 ein Plus von 0,7 Prozent auf 169 140 Mitglieder. GdP-Chef Konrad Freiberg sagte, der Zuwachs gegen den allgemeinen Trend zeige, wie nah seine Organisation an der Basis sei. »Die Zustimmung zur Gewerkschaft hat zugenommen, auch bei den neu eingestellten Kollegen.«

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