Offene Tür eingerannt?

Berlin-Brandenburgische Akademie gegen reproduktives Klonen von Menschen

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.
Vor genau fünf Jahren gelang in Schottland, was bis dahin als Science fiction galt: Der Klon - ein genetischer Zwilling - eines erwachsenen Säugetiers erblickte das Licht der Welt. Zum Medienstar wurde das Klonschaf »Dolly«. erst ein halbes Jahr später. Im Fachblatt »Nature« stellte das Team um Ian Willmut sein Klonverfahren vor, nachdem klar war, das das Tier gesund ist. Über das Klonen ist seither viel geredet und geschrieben worden. Mancher malte bereits das Gespenst von Dutzenden Hitlers, Marilyns und Schwarzeneggers an die Wand. Doch die Idee, mit Hilfe der Technik des »Dolly«-Schöpfers Kinder zur Welt zu bringen, fand bisher nur bei bizarren Sekten und dubiosen Medizinern öffentlichen Beifall. Willmut hält solche Versuche inzwischen für »kriminell«. Wird heute über die Klontechnik gesprochen, ist meist nur von der Vermehrung embryonaler Stammzellen die Rede. Anders bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW). Die stellte am Donnerstag eine Erklärung vor, in der sie sich für das weitere Verbot des reproduktiven Klonens einsetzt. Den 120 Akademiemitgliedern geht es dabei ausschließlich um das Klonen à la »Dolly«, bei dem ein vollständiger neuer Mensch entsteht. Aus der Debatte um die Embryonalen Stammzellen und die Frage, wann Leben beginnt, halte man sich bewusst heraus, betonte der Biochemiker Ferdinand Hucho als Vorsitzender der Akademie-Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht. Ob die Akademie mit ihrer Erklärung nicht offene Türen einrenne, an den eigentlichen Zeitfragen vorbei, wollte ein Journalist wissen. Dem widersprach nicht nur Hucho. Der Ethiker Carl Friedrich Gethmann verwies darauf, dass es neben italienischen Medizinern, die unlängst derartige Vorhaben angekündigt hatten, auch durchaus möglich sei, dass in den Labors »ostasiatischer Stadtstaaten« längst an Menschen-Klonen gearbeitet werde. Über die Arbeit dieser Labors dringe praktisch nichts an die Öffentlichkeit. Man wisse aber, dass dort auch schon europäische Einrichtungen Sachen in Auftrag gegeben hätten, die hier zu Land zu heikel sind. Anders als die Kirchen argumentiert die BBAW mit dem derzeitigen und absehbaren Stand der Forschungen, der solche Vorhaben zum unverantwortbaren Menschenexperiment mache. Schon die große Zahl von Fehlversuchen - »Dolly« ist die eine gesunde Überlebende von nahezu 300 befruchteten umgebauten Eizellen - mache solche Menschenversuche indiskutabel. Die bisherigen Tierversuche hätten zudem gezeigt, dass es beim Klonen vermehrt zu gefährlichen Genveränderungen komme, erläutert der Berliner Genetiker Karl Sperling. Das belegt auch eine eben im US-Fachjournal »Science« erschienene Studie (siehe unten). Diese Risiken würden auch durch keine der angeführten ethisch akzeptablen Ziele aufgewogen, urteilen die Wissenschaftler in ihrer Erklärung.
Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.