Änderungen bei Hartz IV angemahnt

Auch 2009 Klageflut an den Sozialgerichten

  • Lesedauer: 2 Min.

Kassel (dpa/ND). Die deutschen Sozialgerichte haben im vergangenen Jahr erneut einen Rekord bei den Klageeingängen registriert – ein Großteil betraf Hartz-IV-Beschwerden. Mit insgesamt 193 981 Klagen waren es fast 19 500 mehr als im Jahr zuvor. Angesichts dieser Flut hat der Präsident des Bundessozialgerichts (BSG), Peter Masuch, die Politik aufgefordert, die Hartz-IV-Gesetze zu reformieren. »Vor allem unsere Urteile können dabei eine Fundgrube dafür sein, wo der Gesetzgeber nacharbeiten kann«, sagte Masuch am Donnerstag in Kassel. Gleichzeitig warnte er vor einer verschärften Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger, wie sie Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) gefordert hatte. Dies würde zu »Abwehrreaktionen der Betroffenen führen«, sagte Masuch, da nicht »hinreichend zumutbare und sinnvolle Arbeiten im gemeinnützigen Bereich zur Verfügung« stünden.

Es sei zudem davon auszugehen, dass die Zahl der Hartz-IV-Bezieher steigen werde, wenn die Hinzuverdienstgrenzen – wie es der Koalitionsvertrag vorsehe – erhöht würden. »Mit dieser Regelung soll ein Anreiz zum Arbeiten geschaffen werden. Doch dadurch erhöht man auch die Zahl der Menschen, die Anrecht auf Zusatzleistungen hat«, sagte der Vorsitzende Richter am BSG, Thomas Voelzke mit Blick auf sogenannte Aufstocker. Aufstocker sind Menschen, die trotz einer Beschäftigung Geld von Staat bekommen, weil ihr Gehalt für den Lebensunterhalt nicht reicht. Daraus folge wiederum: »Je größer der Kreis der Hartz-IV-Bezieher, desto größer ist auch der Kreis derjenigen, die klagen könnten.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.