Moskau zeigt sich unparteiisch
Russland könnte sich mit beiden arrangieren
Zwar gehören Viktor Janukowitsch Moskaus heimliche Sympathien. Denn er ist der Frontmann der Regionen im Osten und Südosten der Ukraine, wo Russen und russischsprachige Ukrainer die Mehrheit bilden. Aber anders als 2004, als Russlands Favorit in den Nachbeben der »Revolution« den Kürzeren zog, haben sich in Kreml und Außenamt diesmal die Realpolitiker durchgesetzt. Offizielle Rückendeckung oder gar wirtschaftliche Wohltaten für Janukowitsch gab es daher nicht. Zumal Moskaus allzu offene Sympathiebekundungen und Einflussnahmen nach Ansicht kritischer Beobachter die »Revolution der Orangen« erst richtig auf Touren brachten.
Überdies ist man in Russland inzwischen zu der Auffassung gelangt, das man sich auch mit Julia Timoschenko arrangieren könnte – solange dabei die eigenen wirtschaftlichen Interessen der einstigen Tankstellenkönigin und Gasprinzessin gebührend berücksichtigt werden. Denn Timoschenkos außenpolitisches Programm unterscheidet sich nur in Nuancen von dem Janukowitschs.
Zwar will sie über einen NATO-Beitritt der Ukraine, den Janukowitsch ausschließt, per Referendum abstimmen lassen. Doch in Kiew wie in Moskau, das gegen einschlägige Pläne Sturm läuft, weiß man, dass das Vorhaben derzeit nicht mehrheitsfähig ist. Ebenso eine rasche und enge wirtschaftliche Anbindung an die EU, mit der Timoschenko in der Westukraine anschaffen ging.
Schon der erste Wahlgang hat nach Meinung russischer Experten die Westdrift der Ukraine gebremst. Auch weil viele Ukrainer sich vom Westen mit den Folgen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, die Kiew ungleich härter als Moskau trifft, allein gelassen fühlen. Auf der anderen Seite, im Westen, liegen manche Nerven wegen des Dauermachtkampfs in Kiew allmählich blank.
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