Senioren entführten Finanzberater

Geisel sollte verlorene Geldanlagen in Höhe über 2,5 Millionen Euro zurückzahlen

  • Lesedauer: 2 Min.

Traunstein/Speyer (dpa/ND). Vier Senioren müssen sich seit Montag wegen Entführung eines Finanzberaters aus Speyer vor dem Landgericht im bayerischen Traunstein verantworten. Den Angeklagten im Alter zwischen 60 und 79 Jahren wird vorgeworfen, den Mann im Juni 2009 im Keller eines Hauses nahe dem Chiemsee als Geisel genommen zu haben.

Der 56-Jährige sollte so zur Rückzahlung von fast 2,5 Millionen Euro verlorener Geldanlagen gezwungen werden. Nach drei Tagen wurde das Opfer von einem Sondereinsatzkommando der Polizei befreit.

Bei den Angeklagten handelt es sich um zwei Rentner-Ehepaare und einen Komplizen. Gegen einen der beiden Ehemänner konnte das Hauptverfahren allerdings noch nicht beginnen, da er wegen einer Erkrankung nicht verhandlungsfähig ist.

Laut Staatsanwaltschaft gingen die geständigen Angeklagten mit großer krimineller Energie vor. Demnach fesselten und knebelten sie ihr Opfer in dessen Wohnung in Speyer und fuhren es in einer Kiste im Kofferraum eines Autos Richtung Chiemsee.

Im Haus eines 74-Jährigen hatten sie der Anklage zufolge eine Art Verlies vorbereitet, in das sie ihr Opfer sperrten. Laut Staatsanwaltschaft zwangen sie den Mann, mehrere Schreiben zu unterzeichnen, in denen er die Rückzahlung der zusammen knapp 2,5 Millionen Euro zusicherte.

Zum Prozessauftakt äußerte sich der 74 Jahre alte mutmaßliche Drahtzieher ausführlich zur Vorgeschichte der Tat. Von einer Geiselnahme oder Entführung sprach der Rentner dabei allerdings nicht, sondern von einer Einladung zu »ein paar Tagen Urlaub in Oberbayern«.

Zu seiner Frau habe er gesagt: »Wir laden ihn für ein paar Tage zu uns ein, er ist unser Gast.« Durch den Aufenthalt im »Not-Gästezimmer« habe man den Mann dazu bringen wollen, das Scheckbuch zu zücken, sagte der 74-Jährige.

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